Hebel Trading erklärt – Anwendung, Beispiele, Vorteile & Risiken (2024)

Maximilian Lindner

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Lesezeit: 20

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Hebel Trading – das Wichtigste vorweg

  • Ein Hebel erhöht deine Positionsgröße: Hebel Trading erlaubt es dir, Positionen zu eröffnen, die ein Vielfaches deines eigenen Kapitals darstellen.
  • Hebel Trading vervielfacht Chance & Risiko: Mit höheren potenziellen Gewinnen steigt auch dein Verlustrisiko proportional. 
  • Margin-Anforderungen: Um Hebel Trading zu nutzen, musst du eine Sicherheitsleistung (Margin) beim Broker hinterlegen.
  • Liquidationsrisiko: Bewegt sich der Markt gegen deine Position und übersteigen die Verluste deine hinterlegte Margin, schließt der Broker deine Position automatisch, um weitere Verluste zu verhindern.
  • Hebelverhältnisse: Die verfügbaren Hebelverhältnisse variieren je nach Broker und Handelsinstrument. Sie können von 1:2 bis zu 1:1000 reichen, wobei höhere Hebel größere Risiken mit sich bringen.
  • Regulierung: In der EU gibt es seit 2018 keine Nachschusspflicht für CFDs mehr, um private Anleger vor Verschuldung zu schützen. Inzwischen gilt diese Regelung auch für Futures.
  • Arten von Hebelprodukten: CFDs, Futures, Optionsscheine, Barriers, Vanilla Options, Turbo-Zertifikate, etc.

Hebel Trading, auch bekannt als Leverage Trading, eröffnet dir die Möglichkeit, mit geliehenem Kapital um ein Vielfaches größere Positionen am Markt zu handeln. Hebelprodukte wie Futures, CFDs und Vanilla Options bieten daher hohe Gewinnchancen, aber auf der anderen Seite auch erhebliche Risiken. In diesem Artikel erfährst du alles über die Funktionsweise, Chancen und Gefahren von Hebel Trading.

Was ist Hebel Trading?

Ein Trading Hebel ermöglicht es dir – simpel gesagt – mit mehr Geld zu traden, als du tatsächlich besitzt. Das funktioniert, indem du dir zusätzliches Kapital von deinem Broker ausleihst, um größere Positionen am Markt zu eröffnen. 

Wenn du dich also für Hebel Trading entscheidest, vereinbarst du mit deinem Broker automatisch, dass er dir zusätzliches Kapital für deinen Trade leiht. Zum Beispiel bedeutet ein Hebel von 3:1, dass der Broker deiner Positionsgröße (man spricht hier auch von „Margin“) für jeden Euro, den du investierst, zwei weitere Euros hinzufügt, sodass sich dein Investitionsvolumen verdreifacht. 

In Europa kann die Margin laut ESMA-Leitlinien um das bis zu 30-fache erhöht werden, was einer Hebelwirkung von 1:30 entspricht. Das kann deine Gewinne erheblich in die Höhe treiben, aber eben auch deine potenziellen Verluste. Denn im Worst Case kannst du dein eingesetztes Kapital komplett verlieren.

Hebel Trading – Vorteile & Nachteile im Überblick

Hebel Trading an sich ist weder positiv noch negativ. Im Grunde genommen kannst du es stattdessen eher mit einem Werkzeug vergleichen. Wie bei jedem Werkzeug hängt der Erfolg davon ab, wie du es einsetzt. Richtig genutzt, kann ein Hebel deine Gewinne um ein Vielfaches nach oben schrauben. Doch ohne das nötige Wissen und die richtige Strategie die Anwendung schnell im Totalverlust enden. 

Deshalb ist es wichtig, dass du die Vorteile und Nachteile von Hebel Trading kennst, bevor du dich entscheidest, die Mechanik in deine Handelsstrategie aufzunehmen.

Vorteile von Hebel Trading

  • Maximierte Gewinne: Mit geliehenem Kapital kannst du selbst aus kleinen Kursbewegungen große Gewinne erzielen.
  • Geringer Einsatz, großer Effekt: Du kannst mit wenig Eigenkapital große Positionen handeln.
  • Breiter Marktzugang: Hebel Trading öffnet die Tür zu Märkten, die sonst schwer zugänglich wären. Zum Beispiel kannst du mit Hebel Rohstoffe wie Gold oder Öl traden – auch mit geringem Kapital.
  • Profitieren von Volatilität: Hebel Trading entfaltet seine volle Wirkung besonders in Zeiten schneller und starker Kursbewegungen,   sodass du von einer hohen Marktvolatilität profitieren kannst.

Nachteile von Hebel Trading

  • Verstärkte Verluste: So wie Gewinne steigen, können auch Verluste schnell außer Kontrolle geraten.
  • Komplexität: Du brauchst ein tiefes Verständnis der Märkte und der Mechanismen des Hebel Tradings.
  • Margin Calls: Läuft der Markt gegen dich, kann der Broker zusätzliche Sicherheiten verlangen, was schnell teuer werden kann.
  • Kostenfalle: Gebühren und Zinsen auf das geliehene Kapital können deine Gewinne schmälern.

Wie funktioniert Hebel Trading?

Im Prinzip lässt sich die Funktionsweise von Hebel Trading recht simpel erklären. Der Einsatz eines Hebels multipliziert dein eingesetztes Kapital, wodurch du deutlich größere Positionen am Markt traden kannst. Wie zuvor bereits erwähnt, leihst du dir das dafür erforderliche Kapital in der Regel direkt von deinem Broker.

Dafür benötigt dein Broker im Gegenzug eine Sicherheitsleistung – die sogenannte Margin. Die Margin ist nur ein Bruchteil des gesamten Handelsvolumens, das du bewegen möchtest. Sie dient als Absicherung für den Broker, falls der Markt gegen dich läuft. Wenn deine Position an Wert verliert und die Verluste einen bestimmten Punkt erreichen, kann dein Broker einen „Margin Call auslösen. 

Vereinfachte Grafik zur Darstellung der Funktionsweise von Hebel Trading
Vereinfachte Grafik zur Darstellung der Funktionsweise von Hebel Trading

Das bedeutet, dass du zusätzliches Geld einzahlen musst, um die Position zu halten. Tust du das nicht und der Markt läuft weiterhin gegen dich, kommt es zur Liquidation. Das bedeutet, dass der Broker deine Position schließen muss, um sich selbst vor Verlusten zu schützen.

Hier die wichtigsten Punkte zur Funktionsweise von Hebel Trading zusammengefasst:

  • Du leihst dir zusätzliches Kapital: Du leihst dir Geld von deinem Broker.
  • Der Hebel multipliziert deine Positionsgröße: Dein Kapital wird durch den Hebel vervielfacht.
  • Du hinterlegst eine Sicherheit beim Broker: Deine Margin wird beim Broker als Sicherheitsleistung hinterlegt.
  • Der Hebel vervielfacht sowohl Gewinne als auch Verluste: Deine Gewinne werden durch den Hebel verstärkt, aber auch deine Verluste. 
  • Margin Call: Bei Verlusten kann der Broker mehr Geld verlangen, um deine Position aufrechtzuerhalten.
  • Liquidation: Wenn du einem Margin Call nicht nachkommst, kann der Broker deine Positionen zwangsweise schließen, um sich selbst vor Verlusten abzusichern.

Welche Rolle spielt die Margin beim Hebel Trading?

Die Margin ist eine Sicherheitsleistung, die du beim Hebel Trading hinterlegen musst, um größere Positionen kontrollieren zu können. Sie ermöglicht es dir, mit wenig Eigenkapital große Trades durchzuführen, indem sie dein Kapital hebelt. 

Läuft der Markt gegen dich und steigen deine Verluste, kann dein Broker einen „Margin Call“ auslösen und zusätzliche Einzahlungen verlangen. Erfüllst du diese nicht, kann der Broker deine Positionen schließen. Die Margin ist also eine Art Sicherheit für deinen Broker, die sicherstellt, dass du Verluste decken kannst und dass das gehandelte Kapital ausreichend abgesichert ist.

Wie funktioniert Trading mit Hebel mit Kryptowährungen?

Da sich der Kryptomarkt zu einem ernstzunehmenden Markt entwickelt hat, bieten viele Online-Broker mittlerweile auch Hebel Trading für Kryptowährungen an. Über Krypto-Exchanges wie Binance und Bitget kannst du beispielsweise gehebelte Positionen bis zu 1:125 in Form von Futures auf eine Vielzahl von Altcoins eröffnen. Dass solche hohen Hebel bei ohnehin schon höchst volatilen Altcoins mehr mit Zockerei als mit einer durchdachten Strategie zu tun haben, dürfte allerdings klar sein.

Auf KuCoin hast du zudem die Möglichkeit, mit dem „Lite“-Modus zu starten, der vor allem für Anfänger um einiges übersichtlicher gestaltet ist.

Beispiel für Hebel Trading auf KuCoin
Allerdings kannst du Stop Loss und Take Profit im Lite Modus erst nach Eröffnung der Position einstellen

Bei Binance hast du hingegen den Vorteil, dass dort in der Regel mehr Volumen gehandelt wird, was sich unter anderem in niedrigeren Spreads beim Eröffnen und Schließen von Trades bemerkbar macht.

Und auch dort ist die Verwendung von Hebeln fürs Trading relativ simpel. Unter „USDT-Perpetual-Kontrakte“ kannst du Futures auf eine Vielzahl an Kryptowährungen mit dem US-Dollar traden.

Auf Binance kannst du eine Vielzahl an Kryptos als Futures mit hohen Hebeln traden
Über die rechte Ordermaske kannst du den Hebel einstellen und dich um das Risiko-Management kümmern

Beim Hebel Trading werden dir auf den meisten Krypto-Börsen zwei Haupttypen von Margin angeboten: Cross Margin und Isolated Margin. Hier eine kurze Differenzierung der beiden Margin-Typen:

  • Cross Margin: Bei Cross Margin wird die Margin (Sicherheitsleistung) für alle deine Positionen zusammengefasst. Wenn eine Position Verluste macht, kann sie zusätzliche Margin von deinem gesamten Kontostand (also auch außerhalb der eigentlichen Position) verwenden, um eine Liquidation zu verhindern.
  • Isolated Margin: Bei Isolated Margin wird die Margin für jede Position separat gehalten. Wenn eine Position Verluste macht und die Margin unter einen bestimmten Wert fällt, wird nur diese Position liquidiert. Du kannst bei Bedarf natürlich jederzeit mehr Margin hinzufügen oder entfernen.

Für Anfänger eignet sich Isolated Margin in der Regel besser, da das Risiko auf einzelne Positionen begrenzt ist und Verluste nicht das gesamte Konto beeinträchtigen.

Hebel Trading – Beispiele aus der Praxis

Zum besseren Verständnis findest du im Folgenden 2 Beispiele aus der Praxis, die aufzeigen, wie Hebel Trading funktioniert und welche Auswirkungen es auf dein Risiko haben kann.

Das erste Beispiel zeigt dabei, was passieren kann, wenn alles nach Plan läuft:

Beispiel 1: Erfolgreicher 10x Hebel-Trade mit Aktien

Angenommen, du hast 1.000 € zur Verfügung und willst damit eine Aktie mit dem Hebel 10x Long traden. Das bedeutet, du kannst Aktien im Wert von 10.000 € kaufen.

Trading Beispiel zum Hebel Trading mit 1000 euro eigenkapital und einem 10er hebel
Grafische Veranschaulichung zum Hebel Trading
  • Situation: Du tradest die Aktie mit 1.000 € und einem 1.10 Hebel Long – deine ursprüngliche Positionsgröße beträgt daher 10.000 €.
  • Gewinn: Der Aktienkurs steigt um 10 %. Dein Gewinn ohne Hebel wäre 100 €. Mit dem Hebel von 1:10 verzehnfacht sich dein Gewinn jedoch auf insgesamt 1.000 €.
  • Ergebnis: Dank des Hebels hast du mit deinem ursprünglichen Einsatz von 1.000 € einen Gewinn von 1.000 € erzielt.

In diesem Fall hat sich der Hebel mehr als ausgezahlt. Allerdings kann das Ganze natürlich auch in die andere Richtung laufen:

Beispiel 2: Liquidation & Totalverlust

Bleiben wir bei derselben Ausgangslage: Du hast 1.000 € und nutzt einen Hebel von 1:10, um dieselben Aktien im Wert von 10.000 € zu kaufen.

  • Situation: Du tradest die Aktie mit 1.000 € und einem 1.10 Hebel Long – deine ursprüngliche Positionsgröße beträgt daher 10.000 €.
  • Verlust: Der Aktienkurs fällt um 10 %. Dein Verlust ohne Hebel wäre 100 €. Mit dem Hebel von 1:10 beträgt dein Verlust allerdings 1.000 € – also deine gesamte Margin.
  • Margin Call: Da der Verlust deine ursprüngliche Margin von 1.000 € übersteigt, löst dein Broker einen Margin Call aus.
  • Liquidation: Du kannst den Margin Call nicht erfüllen, daher schließt dein Broker deine Position automatisch, um weitere Verluste zu verhindern.
  • Ergebnis: Du erleidest also einen Totalverlust.

In diesem Beispiel zeigt sich recht deutlich, wie stark sich ein hoher Hebel auf deine Position auswirken kann.

Bei welchen Handelsinstrumenten ist Hebel Trading möglich?

Selbstverständlich kannst du nicht nur Aktien mit Hebel traden, sondern auch eine Vielzahl an weiteren Handelsinstrumenten, wie zum Beispiel:

  • Rohstoffe: Hebel Trading ist auch im Rohstoffhandel verbreitet. So kannst du mit einem Hebel beispielsweise verstärkt in Öl, Gold oder Silber investieren.
  • Devisen (Forex): Am Devisenmarkt gibt es in der Regel hohe Hebelmöglichkeiten, oft bis zu 1:50 oder mehr, was den Handel dort mittlerweile auch für kleinere Trader attraktiv macht.
  • Indizes: Du kannst Hebel auch dazu verwenden, um Positionen in verschiedenen Aktienindizes wie dem S&P 500, DAX oder FTSE 100 zu traden.
  • Kryptowährungen: Über etablierte Krypto-Exchanges wie Binance oder Bitget kannst du nicht nur Bitcoin gehebelt traden, sondern inzwischen auch eine Vielzahl an Altcoins. Da diese allerdings bereits von Natur aus höchst volatil sind, erhöht sich das Risiko hier durch den Einsatz von Hebel zusätzlich erheblich.
  • Aktien & ETFs: Aktien und ETFs haben von sich aus keine Hebelwirkung. Wenn du trotzdem mit Hebel handeln willst, brauchst du ein Derivat. Eine einfache und beliebte Option für Privatanleger sind CFDs (Contracts for Difference).

Welche Arten von Hebelprodukten gibt es?

Wie du also siehst, kannst du eine ganze Menge an Assets auch mit Hebel traden. Dabei gibt es übrigens aber auch verschiedene Arten von Hebelprodukten, die jeweils ihre eigenen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten mitbringen. Viele dieser Hebelprodukte sind „Derivate“ – das heißt, sie leiten ihren Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert (dem „underlying asset“) ab und ermöglichen es dir, auf Preisbewegungen zu spekulieren, ohne den Basiswert tatsächlich besitzen zu müssen.

Hier ein kurzer Überblick über die gängigsten Derivate beim Hebel Trading:

  • CFDs (Contracts for Difference)
  • Futures
  • Optionsscheine
  • Barriers
  • Vanilla Options
  • Turbo-Zertifikate

Werfen wir im Folgenden einen genaueren Blick auf die einzelnen Derivate:

CFDs (Contracts for Difference)

CFDs sind flexible Derivate, die es dir ermöglichen, auf die Preisbewegungen von Vermögenswerten wie Aktien, Indizes, Rohstoffen und Kryptowährungen zu spekulieren, ohne diese tatsächlich zu besitzen. Du profitierst von der Differenz zwischen dem Eröffnungs- und dem Schlusskurs, wobei du sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen kannst.

Futures

Futures sind standardisierte Verträge, die den Kauf oder Verkauf eines bestimmten Vermögenswerts zu einem festgelegten Preis an einem zukünftigen Datum vereinbaren. Sie werden häufig für Rohstoffe, Indizes und Währungen (unter anderem auch Kryptowährungen) genutzt. Futures bieten hohe Hebel, können aber auch komplex sein und erfordern ein gutes Verständnis des Marktes.

Optionsscheine

Optionsscheine geben dir das Recht, einen Basiswert wie eine Aktie zu einem bestimmten Preis innerhalb eines festgelegten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen. Sie sind an Börsen handelbar und bieten eine kostengünstige Möglichkeit, von Kursbewegungen zu profitieren. Du kannst sie nutzen, um sowohl auf steigende (Call-Optionen) als auch auf fallende Kurse (Put-Optionen) zu setzen.

Barriers

Barrier-Optionen sind exotische Derivate, die nur dann ausgeübt werden können, wenn der Basiswert eine bestimmte Preisgrenze (Barriere) erreicht oder überschreitet. Diese Barriere kann als zusätzlicher Risikomanagementmechanismus dienen und kann das Risiko und die Prämie der Option beeinflussen.

Vanilla Options

Vanilla Options sind einfache und weit verbreitete Derivate, die dir das Recht geben, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis innerhalb einer festen Laufzeit zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Sie bieten Flexibilität und können für verschiedene Handelsstrategien eingesetzt werden. 

Turbo-Zertifikate

Turbo-Zertifikate sind Hebelprodukte, die dir ermöglichen, an der Kursentwicklung eines Basiswerts mit einem festen Hebel teilzuhaben. Sie haben eine unbegrenzte Laufzeit, aber einen festgelegten Basispreis und eine Knock-Out-Schwelle. Wenn der Basiswert die Knock-Out-Schwelle erreicht, verfällt das Zertifikat wertlos. Turbo-Zertifikate kannst du sowohl Long als auch Short traden.

Risikomanagement beim Hebel-Trading – den richtigen Hebel wädehlen

Nachdem du verstanden hast, wie sich der Einsatz eines Hebels auf deine Handelsposition auswirkt, geht es im nächsten Schritt darum, eine Strategie zu entwickeln, die zu dir passt. 

Dabei geht es natürlich in erster Linie um das Thema Risikomanagement

Prinzipiell würde ich dir raten, das Hebel Trading zunächst auf einem risikofreien Demokonto zu testen. Denn hier hast du die Möglichkeit, die technischen Abläufe und die Auswirkungen verschiedener Hebel auf deine Handelspositionen ohne finanzielles Risiko kennenzulernen.

Zu einer guten Strategie beim Hebel Trading gehört selbstverständlich auch ein sorgfältig geplantes Stop Loss und Take-Profit-Management. Was im normalen Trading gilt, gilt im gehebelten Trading erst recht: Trade niemals ohne Stop Loss!

Das Thema Risiko-Management und Stop Loss ist beim Hebel Trading entscheidend
Stop Loss und Take Profit am Beispiel von Binance

Nachfolgend findest du die wichtigsten Orderarten fürs Risiko-Management noch einmal kurz erklärt:

  • Stop-Loss-Order: Eine Stop-Loss-Order hilft dir, potenzielle Verluste zu begrenzen, indem sie deine Position automatisch verkauft, wenn der Preis eines Vermögenswerts einen bestimmten Wert erreicht. Diese Orderart ist besonders wichtig im Hebel Trading, um größere Verluste zu vermeiden.
  • Take-Profit-Order: Mit einer Take-Profit-Order sicherst du dir Gewinne, indem du deine Position automatisch schließt, wenn der Preis ein vorher festgelegtes Ziel erreicht. Dies hilft dir, Gewinne zu realisieren, bevor der Markt wieder fällt.
  • Trailing Stop-Loss: Eine Trailing Stop-Loss-Order passt sich automatisch an, wenn der Preis des Vermögenswerts steigt, bleibt aber unverändert, wenn der Preis fällt. Dies ermöglicht es dir, Gewinne zu maximieren und gleichzeitig das Risiko zu begrenzen.
  • Limit-Order: Eine Limit-Order ermöglicht es dir, eine Position zu einem bestimmten Preis oder besser zu eröffnen oder zu schließen. Dies hilft dir, den Preis zu kontrollieren, zu dem du kaufst oder verkaufst, und schützt dich vor plötzlichen Marktbewegungen.

So wählst du den richtigen Hebel

Den richtigen Hebel für dein Trading zu wählen, ist das A und O für deinen Erfolg und dein Risiko-Management. Als Anfänger solltest du daher mit einem niedrigeren Hebel starten und dich erst mit zunehmender Erfahrung steigern, wenn du dich sicherer fühlst. Überlege dir vor jedem Trade genau, wie viel Risiko du bereit bist einzugehen, und setze nur so viel Kapital ein, wie du dir leisten kannst zu verlieren.

Während kurzfristig orientierte Daytrader und Scalper oft höhere Hebel nutzen, um von kleinen Marktbewegungen zu profitieren, bevorzugen Swing Trader und Positionstrader in der Regel niedrigere Hebel.

Bei Binance kannst du Kryptos mit einem Hebel von bis zu 1:125 traden
Bei Binance kannst du Kryptos mit einem Hebel von bis zu 1:125 traden

In der Regel bieten die meisten EU-Broker Hebel zwischen 1:5 und 1:30 an, um Kleinanleger zu schützen, wie es die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) vorschreibt. Als professioneller Trader kannst du jedoch Hebel von bis zu 1:500 nutzen, musst dafür aber nachweisen, dass du zwei der folgenden drei Kriterien erfüllst:

  • Du hast mindestens ein Jahr im Finanzsektor gearbeitet und dabei Erfahrung im Handel mit Derivaten gesammelt.
  • Du hast im vergangenen Jahr durchschnittlich zehn Transaktionen „in signifikanter Höhe“ pro Quartal durchgeführt.
  • Du besitzt ein Portfolio an Finanzinstrumenten im Wert von über 500.000 €, einschließlich Bareinlagen.

Welche Gebühren & Kosten gibt es beim Hebel Trading?

Beim Hebel Trading fallen je nach Broker verschiedene Gebühren und Kosten an, die du auf dem Schirm haben solltest, bevor du eine Position eröffnest:

  • Spread: Der Spread ist die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis eines Handelsinstruments. Broker verdienen an diesem Unterschied, und ein größerer Spread kann deine Handelskosten in die Höhe treiben.
  • Kommissionen: Einige Broker erheben Kommissionen für jeden Trade, den du ausführst. Diese Gebühr kann entweder als fester Betrag oder als Prozentsatz des Handelsvolumens anfallen.
  • Übernacht-Finanzierungskosten (Swap-Gebühren): Wenn du Positionen über Nacht hältst, können Übernachtfinanzierungskosten anfallen. Diese Gebühren entstehen, weil du geliehenes Kapital nutzt, und sie variieren je nach Broker und gehandeltem Instrument.
  • Margin-Call-Gebühren: Wenn dein Konto die erforderliche Margin nicht erfüllt und ein Margin Call ausgelöst wird, können bei einer Liquidierung zusätzliche Kosten anfallen.

Dabei solltest du natürlich im Hinterkopf behalten, dass jeder Online-Broker mit einer eigenen Gebührenstruktur arbeitet. Vergleiche daher immer die Gebühren verschiedener Broker miteinander, um die besten Konditionen für deine Handelsstrategie zu finden.

Welche Risiken gibt es beim Trading mit Hebel? 

Mit der richtigen Trading-Strategie kannst du deine Profite durch den Einsatz von Hebel erheblich steigern. Trotzdem gibt es natürlich eine Reihe an Risiken, über welche du dir beim Hebel Trading im Klaren sein solltest:

  • Liquiditätsrisiko: In Märkten mit geringer Liquidität kann es schwierig sein, deine Positionen zum gewünschten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Dies kann dazu führen, dass du gezwungen bist, zu ungünstigen Kursen zu handeln, was erhebliche Verluste verursachen kann.
  • Preislücken (Gaps): Preislücken entstehen, wenn der Preis eines Vermögenswerts plötzlich von einem Niveau auf ein anderes springt, ohne die Zwischenkurse zu durchlaufen. Solche Gaps treten häufig in volatilen Märkten auf und können zu erheblichen Verlusten führen, wenn der Kurs gegen deine Position läuft.
  • Marktvolatilität: Beim Hebel Trading handelst du oft in Märkten mit hoher Volatilität, wie zum Beispiel Devisen- und Rohstoffmärkte. Diese starken Schwankungen können zu schnellen und erheblichen Kurssprüngen führen, die sowohl große Gewinne als auch schwere Verluste zur Folge haben können.
  • Emotionale Risiken: Die Aussicht auf schnelle und große Gewinne oder Verluste kann zu emotionalen Entscheidungen führen. Gier und Angst sind schlechte Ratgeber und können dazu führen, dass du unüberlegte Trades eingehst oder deine Strategie verlässt, was oft zu schlechten Ergebnissen führt.

Im Grunde genommen sind das natürlich dieselben Risiken, die du auch oft hast, wenn du ohne Hebel tradest. Allerdings verstärkt der Einsatz eines Hebels diese Risiken erheblich. Kleine Kursbewegungen können durch den Hebel zu großen Gewinnen führen, aber auch zu erheblichen Verlusten. Die verstärkte Volatilität und die Möglichkeit von Margin Calls können dazu führen, dass du dein gesamtes investiertes Kapital verlierst, wenn der Markt gegen dich läuft. 

Deshalb kann ich es an dieser Stelle nur noch einmal betonen: Ein sorgfältiges Risikomanagement ist beim Handel mit Hebel unerlässlich!

Kann man durch Hebel Trading Schulden machen?

Beim Handel mit Hebelprodukten trägst du ein hohes Risiko, das bis zum Verlust deines gesamten investierten Kapitals führen kann. Im schlimmsten Fall können sogar Schulden entstehen, wenn dein Konto den Verlust nicht decken kann und du nachzahlen musst. Diese Situation – bekannt als „Nachschusspflicht“ – tritt allerdings nur bei bestimmten Handelsarten und unter spezifischen Umständen ein. 

Die Nachschusspflicht war lange Zeit gängige Praxis im Handel mit CFDs und Futures. Anleger mussten zusätzliches Kapital nachschießen, wenn ihre Verluste die ursprüngliche Einlage überstiegen, was oft zu hohen Verlusten führte. Seit August 2018 haben die Regulierungsbehörden in der EU diese Pflicht für CFDs abgeschafft, um privaten Anlegern besseren Schutz zu bieten. Zudem wurde die Nachschusspflicht für Futures in den USA 2021 durch die CFTC abgeschafft – und mittlerweile gilt das Gleiche auch in der EU.

Fazit – Nie ohne Strategie mit Hebel traden!

Hebel Trading bietet dir die Möglichkeit, mit relativ wenig Kapital große Marktpositionen zu kontrollieren und entsprechend hohe Gewinne zu erzielen. Allerdings gehen diese Chancen mit erheblichen Risiken einher, die bis zum Totalverlust deines eingesetzten Kapitals führen können. 

Deshalb ist es so wichtig, niemals ohne eine gut durchdachte Strategie zu traden. Ein solides Risikomanagement, das Setzen von Stop-Loss-Orders und ein tiefes Verständnis der Märkte sind die absolute Grundvoraussetzung, wenn du mit Hebel handeln willst. 

Für den Anfang solltest du den gehebelten Handel daher unbedingt erst einmal auf einem Demokonto ausprobieren, um dich an die Mechanik zu gewöhnen und die Risiken besser zu verstehen, ohne direkt Geld in den Sand zu setzen. Viel Erfolg!

FAQ zum Hebel Trading

Was ist Hebel Trading?

Hebel Trading erlaubt dir, mit mehr Geld zu handeln, als du eigentlich hast, indem du eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegst und dir Fremdkapital leihst. Das kann deine Gewinne um ein Vielfaches steigern, aber auch deine Verluste verstärken.

Wie funktioniert Hebel Trading?

Hebel Trading multipliziert dein eingesetztes Kapital, sodass du größere Positionen handeln kannst, indem du dir zusätzliches Kapital vom Broker leihst. Dafür hinterlegst du eine Sicherheitsleistung (Margin), die nur einen Bruchteil des gesamten Handelsvolumens ausmacht. Wenn deine Position Verluste erleidet, kann der Broker einen Margin Call auslösen, bei dem du zusätzliches Geld einzahlen musst. Tust du das nicht und der Markt läuft weiter gegen dich, wird deine Position liquidiert, um den Broker vor weiteren Verlusten zu schützen.

Welcher Hebel eignet sich für Anfänger?

Für Anfänger eignet sich ein niedriger Hebel, typischerweise im Bereich von 1:2 bis 1:5. Dies hilft, das Risiko zu begrenzen und Verluste überschaubar zu halten, während du dich mit den Mechanismen und Risiken des Hebel Tradings vertraut machst.

Was bedeutet der Hebel 1:100?

Ein Hebel von 1:100 bedeutet, dass du mit jedem €, den du einsetzt, die Kontrolle über 100 € im Markt hast. Das heißt, mit einem Einsatz von 100 € kannst du Positionen im Wert von 10.000 € handeln. Dadurch können deine potenziellen Gewinne erheblich steigen, aber auch die Verluste können genauso stark vergrößert werden.

Ist Hebel Trading in Deutschland erlaubt?

Ja, Hebel Trading ist in Deutschland erlaubt, unterliegt jedoch strengen Regulierungen. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat Richtlinien erlassen, die die maximalen Hebel für Privatanleger beschränken. Diese Richtlinien sehen vor, dass der maximale Hebel je nach Anlageklasse variiert, zum Beispiel:

– 30:1 für Hauptwährungspaare
– 20:1 für Nebenwährungspaare, Gold und Hauptindizes
– 10:1 für Rohstoffe (außer Gold) und andere Aktienindizes
– 5:1 für einzelne Aktien und andere Werte
– 2:1 für Kryptowährungen

Wenn du jedoch als „professioneller Trader“ registriert bist oder über einen Broker im EU-Ausland tradest, kannst du je nach Anbieter auf deutlich höhere Hebel (bis zu 1:500) zurückgreifen.

Maximilian Lindner