Fear and Greed Index erklärt in 30 Sekunden
- Der Fear and Greed Index ist ein wichtiges Messinstrument, um die Stimmung am Aktienmarkt zu erfassen.
- Der aktuelle Stand des Fear and Greed Index wird tagesaktuell von CNN Business veröffentlicht.
- Der Index wird auf Grundlage verschiedener Faktoren wie dem Volumen der Handelsaktivitäten, den Preisentwicklungen und den Bewegungen des VIX (implizite Volatilitätsindex) am US-Aktienmarkt berechnet.
- Er zeigt uns, wie ängstlich oder gierig die Anleger momentan sind. Auf der Grundlage der aktuellen Marktsituation können wir dann einschätzen, ob es sich lohnt, jetzt zu investieren oder nicht.
- Der Fear and Greed Index ist somit ein sehr hilfreiches Instrument für Anleger, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Der beliebte Fear and Greed Index findet weltweit eine große Beachtung und gibt einen Überblick über die aktuell vorherrschende Emotion am Markt. Erstellt wird der Index von dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN Business. Wenn Sie mehr über den Fear and Greed Index wissen möchten oder den aktuellen Stand prüfen möchten, dann klicken Sie bitte hier:
Am 16.12.2022 lag der Fear and Greed Index bei 45 und somit im Bereich neutralen Bereich.
Angst und Gier im Trading (Der Fear and Greed Index)
Bekannterweise werden Investoren von zwei Emotionen getrieben:
- Angst (Fear)
- Gier (Greed)
Diese Emotionen haben einen markanten Einfluss auf die Börsenkurse. Denn zu viel Angst kann die Aktien weltweit unter das Niveau sinken lassen, auf dem sie sich aus fundamentaler bzw. wirtschaftlicher Sicht befinden sollten. Bei der Gier ist genau das Gegenteil der Fall. Die Gier führt dazu, dass die Aktienkurse zu weit nach oben getrieben werden.
Diese zwei treibenden Emotionen werden auf einer Skala von 0 (extreme Furcht) bis 100 (extreme Gier) tagesaktuell dargestellt.
Man kann das ganze auch als einen Kreislauf verschiedener Marktphasen darstellen. Diese Phasen wiederholen sich regelmäßig.
Mit steigenden Kursen und entsprechenden Trendbewegungen entsteht die Gier, welche dafür sorgt, dass die Kurse weiter steigen. Denn der “normale” Zustand ändert sich so und die Anleger werden mutiger. Dem Mut folgt die Euphorie und jeder möchte möglichst viel vom Kuchen abhaben. Wir befinden uns hiermit in der Endphase der Trendbewegung. Selbst unser Nachbar hat hier nochmal seine Position aufgestockt. Doch dann folgt die Enttäuschung. Der Trend setzt sich nicht fort und es folgen die ersten Abverkäufe. Sobald sich diese beschleunigen, setzt die Angst ein und am Tiefpunkt folgt der Pessimismus. Hier haben oftmals auch die letzten wieder Ihre Aktien verkauft. Doch dann beginnt der Kreislauf wieder von vorne…
Die Berechnung des Fear and Greed Index
Der Fear and Greed Index wird aus 7 Indikatoren berechnet.
Für jeden Indikator wird untersucht, wie weit dieser von seinem Durchschnitt abweicht. Dies wird dann im Vergleich dazu gesetzt, wie weit dieser normalerweise vom Durchschnitt abweicht. Jeder Indikator wird hier auf einer Skala von 0 bis 100 betrachtet. Je höher der Wert, desto gieriger sind die Investoren. Ein Wert von 50 ist neutral.
Dann werden alle Indikatoren zusammengefügt und gleich gewichtet, daraus ein abschließender Indexwert ermittelt.
Diese 7 Indikatoren sind folgende:
- Put and Call Options
- Market Volatility
- Stock Price Strength
- Safe Haven Demand
- Market Momentum
- Stock Price Breadth
- Junk Bond Demand
Put and Call Options – Das Put/Call Verhältnis
Bei diesem Indikator wird das Handelsvolumen von Verkaufsoptionen (Put) mit dem Handelsvolumen von Kaufoptionen (Call) verglichen. Dieser gibt somit gibt das Verhältnis von gehandelten Verkaufsoptionen zu Kaufoptionen an.
Optionen sind Verträge, die Anlegern das Recht geben Aktien, Indizes oder andere Finanztitel zu einem vereinbarten Preis und Datum zu kaufen oder zu verkaufen.
Puts sind die Option zum Verkauf, während Calls die Option zum Kauf sind. Wenn das Verhältnis von Puts zu Calls steigt, ist dies in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Anleger nervöser werden. Ein Verhältnis von über 1 gilt als bärisch. Der Fear & Greed Index verwendet ein bärisches Optionsverhältnis als Signal für Furcht.
Die Historie des Put/Call Ratio lässt sich hier einsehen: Put/Call Ratio Historie
Market Volatility – Die Marktvolatilität
Dieser Indikator misst die Schwankungsbreite bzw. Volatilität des Marktes. Hierfür wird der Volatility Index (VIX) genutzt, welcher die erwartete Schwankungsbreite des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 anzeigt.
In Deutschland wird zur Messung der Volatilität der VDAX genutzt. Der DAX-Volatilitätsindex (VDAX) drückte die vom Terminmarkt erwartete Schwankungsbreite des Aktienindex DAX aus.
Das bekannteste Maß für die Marktstimmung ist der CBOE-Volatilitätsindex (VIX).
Der VIX misst die erwarteten Kursschwankungen bzw. die Volatilität der Optionen auf den S&P 500 Index in den nächsten 30 Tagen. Der VIX sinkt häufig an Tagen, an denen der breite Markt anzieht, und steigt, wenn die Aktienkurse fallen.
Entscheidend ist jedoch, den VIX im Zeitverlauf zu betrachten. In Haussemärkten ist er tendenziell niedriger und höher, wenn die Bären die Kontrolle haben. Der Fear & Greed Index nutzt die zunehmende Marktvolatilität als Signal für Furcht.
Stock Price Strength – Die Aktienmarktstärke
Die Aktienmarktstärke gibt das Verhältnis der Aktien an, die an der New Yorker Börse (NYSE) neue 52 Wochenhoch- und Tiefs erreichen.
Auch dieser Indikator deutet zurzeit auf eine extreme Angst hin. Denn die Zahl der Aktien, die ein frisches 52-Wochentief erreicht haben, übersteigt die Zahl der Höchststände und liegt zudem am unteren Ende der Spanne.
Einige wenige große Aktien können die Rendite des Marktes verzerren. Es ist auch wichtig zu wissen, wie viele Aktien sich gut entwickeln und wie viele sich abmühen. Dies zeigt die Anzahl der Aktien an der NYSE mit 52-Wochen-Hochs im Vergleich zu denen mit 52-Wochen-Tiefs. Wenn es viel mehr Höchststände als Tiefststände gibt, ist das ein bullisches Zeichen und signalisiert Gier.
Safe Haven Demand – Die Nachfrage nach sicheren Häfen
Hier wird die Differenz zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen berechnet.
Die Anleihen haben sich in den letzten 20 Handelstagen um 30,40 Prozentpunkte besser als Aktien entwickelt. Dies ist fast die schwächste Performance von Aktien im Vergleich zu Anleihen in den letzten zwei Jahren. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger aus Gründen der Sicherheit von Aktien in Anleihen fliehen.
Aktien sind risikoreicher als Anleihen. Aber die Belohnung für Investitionen in Aktien ist auf lange Sicht größer. Dennoch können Anleihen in kurzen Zeiträumen besser abschneiden als Aktien. Die Safe-Haven-Nachfrage zeigt den Unterschied zwischen den Renditen von Staatsanleihen und Aktien in den letzten 20 Handelstagen. Anleihen schneiden besser ab, wenn die Anleger verängstigt sind. Der Fear & Greed Index verwendet die steigende Nachfrage nach sicheren Häfen als Signal für Fear.
Market Momentum – Das Momentum des Marktes
Hier wird das Momentum der Aktienkurse aus dem S&P 500 Index (SPX) gegenüber seinem gleitenden 125-Tage Durchschnitt gemessen.
Aktuell liegt der S&P 500 etwas unter seinem 125-Tage Durchschnitt, sodass ein Signal für “Fear! vorliegt.
Es ist sinnvoll, den aktuellen Kurs der Aktienmärkte mit dem Stand der letzten Monate zu vergleichen. Wenn der S&P 500 über seinem gleitenden Durchschnitt der letzten 125 Handelstage liegt, ist das ein Zeichen für eine positive Dynamik. Wenn der Index jedoch unter diesem Durchschnitt liegt, zeigt dies, dass die Anleger nervös werden. Der Fear & Greed Index verwendet ein nachlassendes Momentum als Signal für Fear und ein wachsendes Momentum für Greed.
Stock Price Breadth – Die Aktienkursbreite
Dieser Indikator gibt das Verhältnis des Aktienvolumen steigender Aktien gegenüber rückläufigen Aktien an. Der hierfür benutzte Indikator ist der McClellan Volume Summation Index. Mehr Informationen zu diesem Indikator finden Sie hier.
Im letzten Monat wurde etwa ein um 28,51 % höheres Tagesvolumen in rückläufigen als in steigenden Aktien gemessen. Der Indikator liegt hier am unteren Ende der Spanne der letzten zwei Jahre.
Der Markt setzt sich aus Tausenden von Aktien zusammen. Und an jedem beliebigen Tag kaufen und verkaufen die Anleger diese aktiv. Bei dieser Messung wird die Menge oder das Volumen der Aktien an der NYSE, die steigen, mit der Anzahl der Aktien, die fallen, verglichen. Ein niedriger (oder sogar negativer) Wert ist ein Zeichen für eine Abwärtsbewegung. Der Fear & Greed Index verwendet ein abnehmendes Handelsvolumen als Signal für Furcht.
Junk Bond Demand – Die Nachfrage nach Schrottanleihen
Hier wird die Spanne zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und sogenannten Junkbonds gemessen.
Zurzeit fordern die Investoren in Junkbonds 2,27 Prozentpunkte zusätzliche Rendite gegenüber Investment-Grade-Anleihen. Investment-Grade-Anleihen sind Anleihen bester bis mittlerer Bonität. Historisch gesehen ist dieser Spread zwar niedrig, aber trotzdem deutlich höher als das jüngste Niveau und deutete darauf hin, dass die Investoren risikoscheuer geworden sind.
Junk-Anleihen sind im Vergleich zu anderen Anleihen mit einem höheren Ausfallrisiko verbunden. Die Anleiherenditen – oder die Rendite, die man für eine Investition in eine Anleihe erhält sinken, wenn die Kurse steigen. Wenn Anleger Junk-Bonds nachfragen, sinken die Renditen. Umgekehrt steigen die Renditen, wenn die Anleger verkaufen. Ein geringerer Unterschied (oder Spread) zwischen den Renditen von Schrottanleihen und sichereren Staatsanleihen ist also ein Zeichen dafür, dass die Anleger mehr Risiko eingehen. Ein größerer Abstand deutet auf mehr Zurückhaltung hin. Der Fear & Greed Index verwendet die Nachfrage nach Ramschanleihen als Signal für Gier.
Die Entwicklung des Fear and Greed Index über die Zeit
Als der S&P 500 (SPX) am 17. September 2008 – dem Höhepunkt der Finanzkrise – auf ein Dreijahrestief fiel, sank der Index für Angst und Gier auf 12. Der Index gewann etwas an Boden und erreichte 28, bevor die Aktien am 9. März 2009 die Talsohle erreichten und die jüngste Hausse begann.
Man kann hier erkennen, dass der Index ein guter Indikator für die jeweiligen Höchst- und Tiefststände des S&P Index ist.
Wann notierte der Fear and Greed Index zuletzt bei 1?
Der Fear and Greed Index notierte zuletzt am Extrempunkt von 1 am 12.03.2020.
Am 12.03.2020 rauschte der US-Aktienindex Dow Jones angesichts der Coronavirus-Krise weiter ungebremst in die Tiefe. Der Index verlor knapp zehn Prozent und verzeichnete damit den schwersten Einbruch seit 33 Jahren. Der Verlust lag bei rund 2350 Punkte und stand nach Handelsschluss bei etwa 21.200 Punkten. Das war der stärkste Verlust seit dem Börsencrash vom Oktober 1987. Fast ebenso starke Verluste erlitten der Technologie-Index Nasdaq und der Leitindex S&P 500.
Fazit zum Fear and Greed Index
Der Fear and Greed Index findet nicht umsonst eine hohe Betrachtung und gibt hier einen schnellen, sowie umfassenden Einblick über die aktuelle vorherrschende Emotion am Markt.
Bei einer extremen Angst am Markt sollte man sich frei machen und geduldig auf mögliche Kaufkurse warten. Sobald der Index unter 18 fällt, kann oft mit einer ersten Bodenbildung gerechnet werden.
Eine extreme Gier sollte zur Vorsicht aufrufen und weitere Käufe gut überdacht werden. Ein Wert über 90 kann ein guter Indikator für eine mögliche Topbildung sein.
Doch sollte hier einfach nicht blind gekauft oder verkauft werden. Dieser Index ist, wie jeder andere Indikator auch, nur ein Hilfsmittel und kann zusätzliche Hinweise liefern.
Zudem ist der Index kostenlos abrufbar und tagesaktuell verfügbar. Gerade in Phasen der Übertreibung sollte man den Index nicht aus dem Auge lassen.
FAQ zum Fear and Greed Index
Was ist der Fear and Greed Index?
Der Fear and Greed Index ist ein Indikator, der die Stimmung am Aktienmarkt misst. Er basiert auf verschiedenen Faktoren wie dem Volumen, dem Preis und dem Sentiment. Sein Ziel ist es, Anlegern zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Index wird von der Website CNN bereitgestellt und kann jederzeit online eingesehen werden.
Wie wird der Fear and Greed Index berechnet?
Der Fear and Greed-Index wird anhand einer Reihe verschiedener Kriterien berechnet, die den Zustand des Markts widerspiegeln. Dazu gehören unter anderem die Volatilität, die Nachrichtenlage und die Handelsaktivität. Diese Faktoren werden dann zusammengerechnet und auf einer Skala von 0 bis 100 angezeigt, wobei 0 bedeutet, dass der Markt ängstlich ist, und 100 bedeutet, dass er gierig ist.
Welche Kriterien hat der Fear and Greed Index?
Der Fear and Greed Index wird basiert auf sechs Kriterien berechnet: Volatilität, Markttrend, Unternehmensnachrichten, Aktienkursentwicklung, Optionsvolumen und Put/Call-Ratio. Die Volatilität wird gemessen anhand des CBOE Volatility Index (VIX), einem Index der S&P 500-Optionen. Der Markttrend wird anhand der Richtung von 200 Tagen gleitenden Durchschnitt bewertet. Die Unternehmensnachrichten umfassen positive und negative Nachrichten über das Unternehmen. Die Aktienkursentwicklung bezieht sich auf die Kursentwicklung der letzten 52 Wochen. Das Optionsvolumen ist das Verhältnis von Kauf- zu Verkaufsoptionen. Und schließlich wird das Put/Call-Verhältnis als Vergleich zwischen Puts und Calls herangezogen.