Investieren in Branchen-ETFs – das Wichtigste vorweg
- Branchen-ETFs sind passive Aktienfonds, deren Ziel es ist, die Performance eines spezifischen Wirtschaftszweigs oder einer Industrie nachzubilden.
- Anleger:innen haben die Möglichkeit, gezielt in Sektoren zu investieren, von denen sie überzeugt sind, dass sie ein hohes Wachstumspotenzial haben.
- Je nach Krise oder Konjunkturphase entwickeln sich spezielle Branche – etwa Technologie, Finanzen, Konsumgüter oder Energie – unterschiedlich.
- Von einer alleinigen Investition (All-In) in eine einzelne Branche ist jedoch abzuraten, nur weil ein positiver Trend für wahrscheinlich gehalten wird.
- Langfristig orientierte Anleger:innen, die für das Alter vorsorgen möchten, sollten auf eine maximal breite Streuung in die ganze investierbare Welt achten – hierbei können Branchen-ETFs eine sinnvolle Ergänzung sein.
Inhalt
Was sind Branchen-ETFs und was nicht?
Branchen-ETFs (und Themen-ETFs) sind eine spezielle Art von börsengehandelten Aktienfonds, die sich auf bestimmte Branchen und Sektoren konzentrieren. Im Gegensatz zu den deutlich bekannteren Welt-ETFs, die zumeist in über Tausend (manchmal sogar mehrere Tausend) Unternehmen weltweit investieren, konzentrieren sich Branchen-ETFs ausschließlich auf Unternehmen eines spezifischen Sektors wie z. B.
- Telekommunikation
- Technologie
- Finanzen
- Gesundheitswesen
- Gaming (Videospiele, E-Sport)
Definition: Was genau sind Themen-ETFs?
Themen-ETFs sind eine besondere Spielart von Branchen-ETFs, die in den letzten Jahren immer beliebter wurden. Diese Finanzprodukte investieren in Unternehmen, deren Geschäftsmodelle stark von einem bestimmten Trend-Thema abhängen. So lassen sich z. B. ETFs zu Themen finden wie „Digitalisierung“, „Cloud Computing“, „Cyber Security“, „Kryptowährungen“ u.v.m.
Wenn solche Branchen-ETFs ins Gespräch kommen, wird oft darauf hingewiesen, dass man mit diesen „Wachstumsthemen“ oder „Megatrends“ überdurchschnittliche Renditen erzielen kann. Also bieten diese speziellen ETFs die Möglichkeit, Gewinne zu erzielen, die über die allgemeine Entwicklung der Weltwirtschaft oder andere Branchen hinausgehen.
Prinzipiell ist das richtig. Wer in der Theorie auf das richtige „thematische Pferd“ setzt, kann durch die Investition in eine bestimmte Branche die Performance eines breit gestreuten Welt-ETFs übertreffen. Dabei wird gerne verschwiegen, dass eine solche Strategie (im Fachjargon als Branchen-Rotations-Strategie bezeichnet) auch Nachteile mit sich bringt, die interessierte Anleger:innen kennen sollten – besonders im Vergleich zu einer breiten Streuung in die ganze Welt:
- Klumpenrisiko: Da Branchen-ETFs nur in Unternehmen einer bestimmten Branche investieren, sind sie anfälliger für branchenspezifische Risiken. Wenn eine Branche schlecht abschneidet, leidet die Performance.
- Mangelnde Streuung: Branchen-ETFs investieren oft nur eine sehr begrenzte Anzahl von Unternehmen. Streng genommen könnte man sagen, dass Investments in nur 30 oder 40 Unternehmen wenig mit weltweit gestreuten ETFs zu tun haben, die oft in Tausende Unternehmen investieren und damit eine echte Diversifikation
bieten. - Erforderliches Branchen-Know-how: Um erfolgreich in Branchen-ETFs zu investieren, ist es erforderlich, nicht nur Fachkenntnisse über die verschiedenen Sektoren zu haben, sondern auch über Konjunkturzyklen. Regelmäßiges Kaufen und Verkaufen gehört dann dazu (Branchen-Rotation, anstelle von Buy-and-Hold).
Kurze Vorstellung der wichtigsten Sektoren
Für einen schnellen Überblick empfiehlt sich die sogenannte Heatmap bei finviz.com. Diese visualisiert einen Überblick des S&P 500, in dem die einzelnen Sektoren mit den enthaltenen Aktien dargestellt sind. Anhand der Farbe und ihrer Intensität lässt sich die Performance des laufenden Tages ablesen. Die Größe der Kacheln stellt die Marktkapitalisierung des jeweiligen Unternehmens ins Verhältnis. Auch sind gleichartige Unternehmen in Gruppen gegliedert, wie zum Beispiel die Halbleiterindustrie (Semiconductors).
Die Karte ist interaktiv gestaltet – lässt man den Mauszeiger über einer Aktie ruhen, zeigen sich weitere Details der anvisierten Gruppe. Ein Doppelklick öffnet die jeweilige Aktie in einem neuen Finviz-Fenster. Mit dem Mausrad kann in die Heatmap hinein- und herausgezoomed werden.
Welche Aktien am betreffenden Handelstag hervorstechen, ist durch die farblichen Unterschiede gerade an volatilen Tagen gut zu erkennen. Im gezeigten Beispiel glänzen AMD und Tesla durch relative Stärke.
Private Anleger können den Geldfluss in bestimmte Bereiche auch mit Hilfe der Charttechnik untersuchen. Ein probates Mittel dazu sind die sogenannten “Sektor-ETFs“. Diese beinhalten eine Auswahl bestimmter Aktien aus dem entsprechenden Segment. Die elf liquidesten ETFs bilden die Bereichen ab, die auch die Märkte bewegen und Aktien mit hoher Marktkapitalisierung enthalten. An dieser Stelle schauen wir und diese Sektoren einmal genauer an.
Technologie-Sektor (Technology)
Filtert man die Aktien des US-Marktes im Finviz-Screener nach Marktkapitalisierung, kommen die beiden größten Werte – Apple und Microsoft – direkt aus dem Technologie-Sektor. Das ist bereits ein Hinweis, wie stark sich dieser Bereich auf den Gesamtmarkt auswirken kann.
Auch in den Untergruppen sind bekannte und starke Werte vertreten, wie beispielsweise AMD und Intel bei den Chipherstellern. Weitere Bereiche bilden Software (Salesforce), Hardware (Seagate), Informations- (IBM) und Kommunikationstechnik (Cisco).
XLK – Der ETF für den Tech-Sektor
Unter dem Kürzel XLK wird der Technology Select Sector SPDR Fund seit Ende 1998 an der NYSE gehandelt. Dieser ETF zielt darauf ab, den Technologiesektor des S&P 500 Index effektiv abzubilden.
Im vergangenen Jahr 2023 zeigt der Monatschart des XLK für den Technologiesektor einen intakten Aufwärtstrend. Im Oktober wurde das letzte lokale Tief erreicht, womit die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung der Trendstruktur auch im Jahr 2024 erhalten bleibt. Unabhängig vom Kursverlauf darf sich ein Anleger über die quartalsweise gezahlte Dividende freuen. Diese bewegt sich annualisiert im Bereich von circa $1,60 und summiert sich zu einer Jahresrendite von aktuell etwa 0,76 %.
Kommunikationsdienstleistungen (Communication Services)
Zu diesem Sektor zählen Sparten wie Internet- und Telefonanbieter (Verizon), Unterhaltung (Netflix), Multimedia/Gaming (Electronic Arts), Werbung (Omnicom) und klassische TV-Sender (FOX) als auch die bekannten Größen der sozialen Netzwerke (META/Facebook).
Hier lohnt bisweilen ein Blick in die Untergruppen, da durch die breite Aufstellung einzelne Bereiche wie Gaming stark bleiben können, während die eher klassischen Bereiche wie TV-Sender schwächeln – oder umgekehrt.
XLC – Dieser ETF konzentriert sich auf den Kommunikations-Sektor
Unter dem Kürzel XLC wird der Communication Services Select Sector SPDR® Fund seit Mitte 2018 an der NYSE gehandelt. Dieser ETF hat sich zum Ziel gesetzt, eine präzise Abbildung der Unternehmen aus dem Bereich der Kommunikationsdienstleistungen aufzubauen.
Auch der Tageschart des XLC hat im vergangenen Jahr einen intakten Aufwärtstrend ausgebildet. Das letzte lokale Tief liegt bei $62,82 und deutet auf eine Fortsetzung der Trendstruktur hin, wobei in der breiten Spanne der letzten Jahre nach dem jüngsten Allzeithoch aus August 2024 zunächst auch Gewinnmitnahmen einsetzen könnten. Ein Anleger kann sich auch bei diesem ETF über die quartalsweise gezahlte Dividende freuen. Diese liegt im Mittel bei etwa $0,22 und summiert sich zu einer Jahresrendite von aktuell circa 1,05 %.
Konjunkturabhängige Konsumgüter (Consumer Cyclical)
Dieser Bereich umfasst Branchen und Unternehmen, die stark vom Verbraucherverhalten abhängig sind. Wenn die Menschen weniger Geld übrig haben, wir zuerst an diesen Produkten gespart. In erster Linie betrifft das Reiseanbieter (Expedia), die Übernachtungsbranche (Hilton), Glücksspielresorts (Las Vegas Sands), Möbelhersteller, -vertrieb und Wohnausstatter (Mohawk), Bekleidungshersteller (Nike), Restaurants (Mc Donald’s), Baumärkte (Home Depot) und Unternehmen der Baubranche (Lennar Corp.) – aber auch Internethändler wie Amazon oder das Auktionshaus Ebay, welches mittlerweile überwiegend von kommerziellen Händlern genutzt wird, gehören dazu.
Einen weiteren wichtigen Abschnitt in diesem Sektor bilden die Fahrzeughersteller wie GM, Ford und Tesla, aber auch deren Zulieferer (BorgWarner) sowie die Teilehändler (CarMax).
XLY – dieser ETF versucht das schier Unmögliche
Mit Blick auf diesen wirklich weit gefächerten Sektor, deren Aktiengesellschaften nicht unterschiedlicher aufgestellt sein könnten, versucht der Consumer Discretionary Select Sector SPDR® Fund sein möglichstes, diesen Sektor abzubilden. Entsprechend dem Index bilden auch in diesem Fonds Amazon und Tesla die größten Anteile. dann folgt Mc Donald’s schon mit etwas Abstand. Gehandelt wird der XLY seit Ende 1998 an der NYSE.
Die steigenden Tiefs zeigen im Chart des XLY einen Aufwärtstrend, zum Ende des Jahres 2021 wurde bei $215 das bisherige Allzeithoch erreicht. In der aktuellen Situation dürfte sich über dem Jahrestief aus 2023 bei $126 eine breite Seitwärtsphase etablieren. Der XLY bietet ebenfalls eine quartalsweise gezahlte Dividende. Die letzten Zahlungen streuen im Bereich von $0,39 und kommen auf eine Jahresrendite von circa 0,85 %.
Konsum- und Verbrauchsgüter des täglichen Bedarfs (Consumer Defensive)
In diesem Sektor sammeln sich die “Dauerbrenner”, also Hersteller und auch Händler von Produkten, die sich durch einen täglichen Bedarf auszeichnen. Dazu zählen Supermarktketten (WalMart), Getränkehersteller (Coca Cola), Hygieneartikel (Procter&Gamble), verpackte/haltbare Lebensmittel (Kellog’s), Tabakwaren (Philip Morris), Alkoholika (Constellation Brands), Farmprodukte (Tyson Foods) und ähnliches.
Gemeinsamkeiten finden sich hier darin, dass die meisten Menschen auf einen Großteil der Produkte nicht verzichten können/wollen (bsp. Grundnahrungsmittel oder Zahnpasta) und dementsprechend auch erhöhte Preise bezahlen. Damit gelten diese Aktiengesellschaften allgemeinhin als krisensicher.
XLP – Der ETF für Unternehmen, die unsere Lebensgrundlage sichern
Unter dem Kürzel XLP handelt der Consumer Staples Select Sector SPDR® Fund seit Ende 1998 an der NYSE. Neben den bereits erwähnten Branchen finden sich noch Brauereien (Molson Coors), Großkonditoreien (Hershey), Vertrieb (Sysco) und eine Lebensmittelkette (Kroger Co.) im abgebildeten Index.
Dieser Sektor bildet im Monatschart des XLP während des Jahres 2024 gerade eine eindrucksvolle Rallye vom letzten lokalen Tief ($65,18) ab. Im September konnte nun das Allzeithoch bei $83,54 markiert werden, womit weitere Zugewinne im Raum stehen dürften. Ebenfalls wird eine Dividende gezahlt, welche annualisiert bei $2,33 liegt und einer Rendite von 2,79% entspricht.
Gesundheitswesen (Healthcare)
Neben den eher bekannten Aktiengesellschaften der Pharmabranche (Pfizer) besteht dieser Sektor auch aus Klinikbetreibern (HCA), Forschungsunternehmen (Illumina), Biotechnologie-Werten (Incyte), Apparate- (Abbott) und Instrumenteherstellern (Intuitive Surgical) sowie Vertriebsunternehmen der Branche (McKesson). Mit Walgreens ist auch ein Einzelhändler in diesem Index vertreten.
Dieser Bereich unterscheidet sich etwas von den anderen. Gerade die Unternehmen, die Medikamente herstellen, reagieren sehr sensibel auf Studienergebnisse, Zulassungsprozesse und haben sich vereinzelt auch mit Klagewellen auseinanderzusetzen. Je nachdem, wie Kooperationen untereinander gestaltet sind, können auch mehrere Gesellschaften von einem Vorgang betroffen sein.
XLV – Der Medizinsektor ist in diesem ETF vertreten
Den Health Care Select Sector SPDR® Fund gibt es seit Ende 1998. Auch dieser ETF wird an der NYSE gehandelt, das Kürzel lautet XLV. Im Fokus des Fonds liegt das Bestreben, den Health Care Select Sektor Index des S&P500 nachzubilden und eine vergleichbare Rendite – vor Kosten – zu erwirtschaften.
Der im XLV abgebildete Medizinsektor konnte sich im laufenden Jahr 2024 aus seiner Seitwärtsphase lösen und vom letzten lokale Tief aus Oktober bis über die $150er Marke an ein neues Allzeithoch ($159,64) erholen. Damit ist auch dieser Sektor fester aufgestellt. In der aktuellen Situation könnte sich der Bewegungszweig nach oben fortsetzen. Seine halbjährlich gezahlte Dividende annualisiert sich im XLV auf circa $2,30, wodurch die letzten Ausschüttungen auf eine Rendite im Bereich von etwa 1,46% kommen.
Finanzsektor (Financial)
In diesem Sektor dreht sich alles um Geld. Zusammen mit Großbanken (Citigroup) und Regionalbanken (Fifth Third), Kreditfirmen (Visa), Investmentfirmen (Goldman Sachs) und Börsenbetreibern (CME Group) tummeln sich in diesem Bereich auch die Versicherungsunternehmen (American International) sowie Holding-Gesellschaften (Berkshire Hathaway).
Auch Vermögensverwaltungen wie die weltbekannte BlackRock Inc. dürfen in diesem Sektor nicht fehlen.
XLF – In diesem ETF tummeln sich die Finanzwerte
Auch den Financial Select Sector SPDR® Fund gibt es seit Ende 1998 an der NYSE. Das Kürzel lautet XLF. Wie auch im Index sind die größten Werte Berkshire Hathaway mit knapp über 14 Prozent und JP Morgan Chase mit 9,6%.
Der im XLF abgebildete Finanzsektor kann seinen bis Anfang 2022 etablierten Aufwärtstrend nach dem Jahrestief aus 2023 fortsetzen und hat kürzlich im September 2024 bei $45,88 sein Allzeithoch gesetzt. Diese Entwicklung bietet eine Chance auf weitere Schübe nach oben. Die regelmäßig gezahlte Dividende gibt es auch im Finanzsektor-Fonds. Mit Erlösen um $0,65 ergibt sich eine Jahresrendite von guten 1,4 Prozent.
Industriewerte (Industrials)
Hier finden sich die Unternehmen, die traditionelle Infrastruktur bereitstellen. Ein klassisches Beispiel ist die über 150 Jahre alte Eisenbahngesellschaft Union Pacific (UNP). Auch die bekannte Aktiengesellschaft General Electric (GE), nach der Gründung durch T. A. Edison 1892 mittlerweile vom Stromnetzpionier zu einem breit aufgestellten Mischkonzern gewachsen, ist vertreten.
Hier dürfen auch Bereiche wie Abfallverwertung (Waste Management), Luftfahrt/Rüstung (Boeing) und Fluggesellschaften (American Airlines) sowie Mitarbeitermanagement und weitere Untersektoren dieser Art (bsp. Logistik) nicht fehlen.
XLI – Hier sind die Traditionsunternehmen versammelt
Der Industrial Select Sector SPDR® Fund ist auch seit Ende 1998 an der NYSE gelistet. Das Kürzel lautet XLI. Die ausgewogene Gewichtung wird von Raytheon (5,12%) und Honeywell (4,91%) angeführt.
Der XLI kann ebenfalls seinen Aufwärtstrend fortsetzen und notiert nah am Allzeithoch aus dem August 2024, welche bei $131,59 liegt. Dem Sektor aus traditionsreichen Industriewerten gelingt damit die weitere Erholung aus der Stabilisierung über der 120-Dollar-Marke. Das Chartbild zeigt sich positiv, so lange sich die Notierungen darüber halten. Eine Dividendenausschüttung erhalten die Anleger auch in diesem Fonds – im Jahr liegt sie bei $1,68 und ergibt eine Rendite von circa 1,31 Prozent.
Immobilien (Real Estate)
Rund ums Wohnen dreht sich der Immobiliensektor. Die Untergruppen decken Bereiche wie Gewerbe- und Gesundheitsimmobilien ab, was vom Hallenbau über Praxen bis zu Klinikkomplexen reicht. Auch der Dienstleistungssektor darf nicht fehlen, da jedes Gebäude auf spezielle Weise gepflegt und verwaltet werden muss. Ebenso geht es natürlich um Wohn- und Bürogebäude sowie Altersresidenzen.
Die größten Werte nach Marktkapitalisierung sind Prologis, Inc. (PLD – 118 Mrd. $) und American Tower Corp. (AMT – 108 Mrd. $)
XLRE – Das ist der ETF, der dem Immobiliensektor folgt
Den Real Estate Select Sector SPDR® Fund gibt es seit Oktober 2015 an der NYSE. Das Kürzel lautet XLRE. Nach den bereits erwähnten Prologis und AMT erscheinen Crown Castle (CCI) und Equinix (EQIX) in der oberen Gewichtung.
Der im XLRE vertretene Immobiliensektor zeigt sich im Jahr 2024 stabil und könnte in eine Aufwärtstrendstruktur übergehen, die auf das Allzeithoch aus 2021 zielt. Vom letzten Tief bei $31,99 konnte sich der Kurs zurück über die $40 Marke erholen, das Chartbild bleibt jedoch neutral, so lange die Notierungen unter $46 liegen. Eine Dividende bekommen die Anleger auch in diesem Fonds – im Mittel liegt diese bei $1,55 woraus eine Jahresrendite von circa 3,54 Prozent resultiert.
Energiesektor (Energy)
Aktiengesellschaften, die sich mit der Energiegewinnung befassen, sind in diesem Sektor zusammengefasst. Neben primären Förderern von Öl und Erdgas (Mineralölkonzerne wie Chevron – CVX) sind auch Raffinerie- und Pipelinebetreiber sowie allgemeine Vertriebsnetzwerke/Logistik vertreten. Einen weiteren Bereich stellen die Ausrüster dar, die entsprechende Technologien und Dienstleistungen anbieten (bsp. Halliburton HAL).
XLE – Die Energieerzeuger sind in diesem ETF zu finden
Seit Dezember 1998 ist der Energy Select Sector SPDR® Fund unter dem Kürzel XLE an der NYSE zu finden. Die drei größten Unternehmen sind der Gewichtung nach Exxon Mobil (22,90 %), die Chevron Corporation (19,47 %) und Schlumberger Limited (4,98 %).
Interessanterweise läuft der XLE im Vergleich mit anderen Sektor-ETFs seit Mitte 2022 eher Seitwärts und hat den Schwung aus seiner Erholung vom 2020er Jahrestief abgebaut. Das 2023er Tief notiert bei $75,36 und der Kurs ist im April 2024 vor seinem Allzeithoch aus 2014 ermüdet. Das Chartbild ist weiterhin in einem Aufwärtstrend, wobei die Schiebephase aber noch eine Weile andauern könnte. Dividenden werden auch in diesem Themen-Sektor gezahlt – Auf das Jahr gesehen sind es $2,86, die zu einer Jahresrendite von circa 3,26 Prozent heranwachsen.
Versorgungsunternehmen (Utilities)
Die im vorangegangenen Sektor gewonnene Energie muss ja an die Verbrauchsstellen befördert werden. Je nach Energieträger läuft dies in unterschiedlichen Infrastrukturen. So kommen in diesem Sektor speziell die Bereiche Elektrizität (NEE), Gas (CNP), Wasser (AWK) und erneuerbare Energien (CEG) vor, aber auch in gemischten Bereichen agierende Unternehmen (bsp. Dominion Energy – Strom & Erdgas).
XLU – Hier sind die Versorger zusammengefasst
Für diese Unternehmen wurde der Utilities Select Sector SPDR® Fund unter dem Kürzel XLU im Jahre 1998 an der NYSE aufgelegt. Flaggschiff in diesem Index-ETF ist NextEra Energy (15,98 %) – gefolgt von Duke Energy (7,44 %) und der Southern Company (7,12 %).
Der Stärke im Gesamtmarkt können aktuell auch die Versorger folgen. Zumindest vom letzten Tief bei $54,77 zeigt sich eine Erholungstendenz, die den Kurs in Schlagdistanz zum Allzeithoch aus 20222 bei $78 gebracht hat. Damit präsentiert sich das Chartbild positiv. Auch in diesem ETF ist die Dividende zu erwähnen, die im Jahr gute $2,22 beträgt. In Summer ergibt sich daraus eine Rendite von circa 2,89 Prozent.
Rohstoffe / Grundmaterialien (Basic Materials)
Der Rohstoffsektor ist ähnlich breit aufgestellt wie der Index für zyklische Konsumgüter. Hier finden sich allerlei Betriebe, die sich der Herstellung und/oder dem Vertrieb von Grundstoffen verschrieben haben. Schlüsselindustrien wie Chemie/Aromastoffe, Saatgut&Dünger, aber auch Minenbetreiber – speziell Edel- und Industriemetalle (Gold, Silber, Kupfer, Stahl, etc.) – sind vertreten. Ebenso gehören die seltenen Erden in diesen Sektor.
XLB – Das ist der ETF für den Rohstoffsektor
Auch der Materials Select Sector SPDR® Fund mit dem Kürzel XLB wurde im Jahre 1998 an der NYSE gelistet. Führend in diesem Index-ETF sind Linde (18,33%), Air Products and Chemicals Inc. (7,29%) und die Sherwin-Williams Company (6,07%).
Im Zuge einer globalen Rallye durch nahezu alle Bereiche hat auch dieser Sektor im letzten Jahr seine Erholung fortgesetzt und jüngst ein Allzeithoch bei $94,42 markiert. Vom letzten Tief ($74,33) zeigt sich nun ein gutes Polster, welches das positive Chartbild unterstreicht. Eine Dividende gibt es auch in diesem Fonds, der im Jahr $1,70 ausschüttet. Daraus lässt sich in Summe eine Jahresrendite von circa 1,85 Prozent errechnen.
Was haben Konjunkturzyklen und Branchen-ETFs gemeinsam?
Nach der gängigen wirtschaftlichen Lehrmeinung entwickeln sich Konjunkturzyklen in Aufschwung- und Abschwungphasen, ähnlich wie Jahreszeiten. In diesen Phasen sind bestimmte Branchen an der Börse besonders gefragt oder eben weniger.
In Aufschwungphasen sind Branchen wie Luxusgüter und Unterhaltungselektronik oft sehr erfolgreich, da ihre Produkte häufiger gekauft werden. In Abschwungphasen hingegen lässt die Nachfrage nach Luxusartikeln nach. Stattdessen profitieren Unternehmen, die Lebensmittel, Hygieneartikel oder Energie bereitstellen, da ihre Produkte unabhängig von der Konjunktur benötigt werden. Man spricht hier von Basiskonsumgütern (oder eben von antizyklischen Konsumgütern), die egal, ob Krieg oder Krieg, eigentlich immer von Menschen gebraucht und konsumiert werden, weil sie lebensnotwendig sind.
Eine Möglichkeit, von solchen ökonomischen Zusammenhängen zu profitieren, besteht darin, antizyklisch zu investieren – also mit Branchen- und oder Themen-ETFs. Je nach Konjunkturzyklus kaufen Anleger:innen Aktien von dieser oder jener Branche. Geht der Zyklus zu Ende, heißt es: verkaufen. Folgende Tabelle zeigt auf, in welchen Marktphasen, welche Branchen (nach der Theorie) wachsen (können).
Konjunktur-Zyklus | Erklärung | Geeignete Branchen (laut Theorie) |
---|---|---|
Wirtschaftler Aufschwung (nach der Rezession) | Verbraucher fangen an, mehr zu konsumieren und die Industrie produziert mehr Produkte (mehr Dienstleistungen). | Finanzen Technologie (zyklische) Konsumgüter |
Hochkonjunktur (Höhepunkt der Wachstumsphase) | Die Wachstumsphase befindet sich auf einem Höhepunkt. Konsumenten verfügen über Kapital. | Luxusgüter Elektronik (Unterhaltung) Technologie |
Wirtschaftlicher Abschwung | Erste Krisenanzeichen machen sich breit. Gehälter sinken, Unternehmen verkaufen weniger. | Basiskonsum (antizyklisch) Energie Versorger |
Rezession (z. B. Krieg oder Krisenzeit) | Verbraucher halten ihr Geld eher beisammen. Unternehmen produzieren weniger, bis die Rezession überwunden scheint. | Basiskonsum, Gesundheit, Energie Telekommunikation |
Wann sind ETF-Investments besonders sinnvoll?
Für eine erfolgreiche Geldanlage mit ETFs sind zwei entscheidende Faktoren zu beachten:
- eine breite Diversifizierung, z. B. durch weltweite Aktien
- ein langer Anlagezeitraum von 15 Jahren oder mehr
Breit gestreute Aktien-ETFs bieten langfristig attraktive Renditen, da sie Anleger:innen gezielt von der Wertschöpfung der gesamten Wirtschaft profitieren lassen. Bei Branchen-ETFs hingegen kommt es viel mehr auf das richtige Timing an – und auch darauf, dass der für wahrscheinlich gehaltene positive Trend letzten Endes auch eintritt. Beides ist gerade für Laien oft unmöglich.
Wenn die Weltwirtschaft wächst, beispielsweise durch Handel, Investitionen und Innovationen, spiegelt sich das in steigenden Umsätzen und Gewinnen wider. Dies gilt jedoch nicht für jedes einzelne Unternehmen oder eine einzelne Branche, sondern für den breiten Markt. Dieser hat sich in den letzten 150 Jahren schließlich von jeder Krise erholt.
Es ist wichtig zu beachten, dass passive Aktienfonds grundsätzlich immer ein Renditebringer in jedem Portfolio und dass ETFs relativ sicher sind. Allerdings besteht immer ein gewisses Verlustrisiko aufgrund von Unternehmensinsolvenzen (z. B. Wirecard) und abrupte Marktschwankungen (z. B. Corona-Pandemie). Je kürzer der Anlagezeitraum ist und je weniger Diversifizierung im Portfolio vorhanden ist, desto höher sind diese Risiken.
Fazit zum Thema Branchen-ETFs
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Renditen mit ETFs langfristig funktionieren. Allerdings lassen sich viele Risiken nur durch ein breit diversifiziertes Welt-Portfolio eliminieren, das über einen langen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren kontinuierlich bespart wird. Dabei können Branchen-ETFs als zusätzlicher Baustein hilfreich sein. Wer nur in Branchen-ETFs investiert, setzt sich dagegen einem hohen Klumpenrisiko aus. Allerdings sind bei einem richtigen Timing auch höhere Gewinne möglich.
Das magische Dreieck der Geldanlage verdeutlicht vielmehr, dass eine Geldanlage ohne Schwankungen und Volatilität kein Risiko aufweisen würde. Allerdings ist es auch damit nicht möglich, Renditen zu erzielen, die von Interesse sind. ETFs enthalten Aktien, die naturgemäß einem Kursrisiko unterliegen. Diese systematischen Risiken von ETFs können jedoch mit zwei Ansätzen weitgehend eliminiert werden:
- dem prognosefreien Investieren (= passive statt aktive Fonds)
- der breiten Streuung über Länder, Branchen und Unternehmensgrößen weltweit
Beide Ansätze funktionieren jedoch nur, wenn Anleger:innen langfristig investieren. Es ist wichtig zu beachten, dass der Anlagezeitraum oft wichtiger ist als der Betrag, der investiert wird. Ab einer Investitionsdauer von 15 Jahren sinkt das Risiko, mit ETFs einen Totalausfall zu erleiden, nahezu auf null.
Interessanterweise ist es sogar so, dass je länger jemand in ein breit gestreutes ETF-Portfolio investiert, desto wahrscheinlicher wird es, eine durchschnittliche Rendite von 6 % bis 7 % pro Jahr zu erzielen. Bei Anlagezeiträumen zwischen 15 und 20 Jahren sind solche Renditen sehr wahrscheinlich – zumindest basierend auf vergangenen Daten. Somit bietet ein breit diversifiziertes Portfolio in die ganze Welt das beste Verhältnis aus zu erwartender Rendite und zu erwartendem Risiko. Branchen-ETFs sollten daher besser als „Ergänzung“ und nicht als Anlagestrategie gedacht werden.