Fakeouts und Stop-Loss-Hunting: Was Trader wissen müssen(2024)

Bjarne Claussen

Lesezeit: 9

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Fakeouts im Trading in 30 Sekunden erklärt

  • Von einem Fakeout wird gesprochen, wenn der Kurs eine wichtige Support- oder Resistance-Linie kurzzeitig durchbricht, um dann schnell wieder umzukehren.
  • Mit Strategien wie Stop-Loss-Hunting kannst du falsche Breakouts sogar zu deinem Vorteil nutzen und profitabel handeln.
  • Indikatoren wie Volumen und RSI helfen dabei, diese besser zu erkennen und könnten die Anzahl der Fehlausbrüche in deiner Strategie reduzieren.
  • Fakeouts sind unvermeidbar, aber durch Backtesting und das Hinzufügen von Regeln kannst du deine Trading-Strategie optimieren.

Was ist ein Fakeout (Fehlausbruch) im Trading?

Von einem Fakeout (auch Fehlausbruch genannt) spricht man im Trading, wenn der Kurs kurzzeitig ein wichtiges Support- oder Resistance-Level durchbricht, nur um dann plötzlich wieder in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Oft sieht der Ausbruch (Breakout) auf den ersten Blick echt aus, aber die schnelle Umkehr führt bei vielen Tradern zu Frustration – besonders bei denen, die zu früh in den Trade eingestiegen sind.

In diesem Artikel erfährst du, wie falsche Breakouts entstehen und wie du die Wahrscheinlichkeit minimierst, ihnen zum Opfer zu fallen. Es gibt keine Möglichkeit, falsche Ausbrüche gänzlich zu vermeiden, aber mit den richtigen Strategien und Tools kannst du viel besser darauf reagieren. Wir beleuchten die wichtigsten Ursachen, werfen einen Blick auf technische Indikatoren wie Volumen und Candlestick-Formationen und geben dir Tipps, wie du Fakeouts sogar profitabel handeln kannst.

Falsche Breakouts können in jedem Markt auftreten – egal ob Aktien, Forex, Futures oder Kryptowährungen. Besonders häufig treten sie in volatilen Phasen oder bei Nachrichtenereignissen auf, wenn der Markt stark auf plötzliche Veränderungen reagiert.

Fakeout und Breakout Beispiel anhand der Tageschart vom DAX
Tageschart – Dax – Fakeout und Breakout Beispiel (Chart: TradingView)

Ein Beispiel für einen Fakeout findest du im obigen DAX-Chart. Der Kurs bricht unter das Support-Level bei 17.640 und schließt sogar unter dem 200er gleitenden Durchschnitt (SMA). Viele Trader haben vermutlich versucht, diesen Breakout zu shorten. Doch anstatt weiter zu fallen, dreht der Kurs plötzlich wieder nach oben und kehrt über das ursprüngliche Support-Level zurück. Diese schnelle Umkehr ist typisch für einen Fakeout, der Tradern Verluste bringt, wenn sie zu früh auf den Breakout reagieren.

Im oberen Teil des Charts siehst du hingegen einen erfolgreichen Breakout über ein Resistance-Level, gefolgt von einem Retest, bei dem der alte Widerstand als neues Support-Level bestätigt wird. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein echter Breakout im Vergleich zu einem Fakeout verhält.

Warum entstehen Fakeouts?

Fakeouts entstehen häufig, wenn der Markt durch ein wichtiges Support- oder Resistance-Level bricht und eine Welle von Stop-Loss-Orders auslöst. Diese Stopps schaffen die notwendige Liquidität, die von größeren Marktteilnehmern genutzt wird, um ihre eigenen Orders zu platzieren.

Stop-Loss-Hunting auf der 30 min Chart vom DAX
Fakeout und Stop-Loss-Hunting auf der 30 Minuten Chart vom DAX (Chart: TradingView)

Viele Trader sprechen in diesem Zusammenhang von Stop-Loss-Hunting – dem gezielten Anlaufen solcher Liquiditätszonen. Der Preis bricht scheinbar aus, aber anstatt den Ausbruch fortzusetzen, nutzen größere Marktteilnehmer die zusätzlichen Orders, um in den Markt einzusteigen. Dies führt häufig dazu, dass sich der Preis stabilisiert oder sogar umkehrt, anstatt die erwartete Bewegung fortzusetzen. Trader, die auf den Ausbruch gesetzt haben, erleiden dann oft Verluste, da der Kurs die erwartete Richtung nicht beibehält.

Wie erkennt und vermeidet man Fakeouts?

Fakeouts können an vielen Stellen im Chart auftreten, vor allem an Schlüsselbereichen wie Support- und Resistance-Leveln, Trendkanälen, Moving Averages oder klassischen Chartmustern wie Dreiecken oder Kopf-Schulter-Formationen. Überall dort, wo Trader einen Ausbruch oder Retest erwarten, besteht die Gefahr eines Fakeouts.

Oft sieht man Fakeouts, wenn vorherige Tiefs oder Hochs „gesweept“ werden. In diesen Momenten werden häufig Stop-Loss-Orders ausgelöst, die zusätzliche Liquidität in den Markt bringen. Diese Liquidität wird von größeren Marktteilnehmern genutzt, um eigene Orders zu platzieren, was oft dazu führt, dass der Preis schnell wieder umkehrt und der vermeintliche Breakout scheitert.

Ein weiteres Werkzeug zur Erkennung von Fakeouts ist die Volumenanalyse. Ein echter Ausbruch wird in der Regel von einem deutlichen Anstieg des Volumens begleitet. Bleibt das Volumen jedoch gering, obwohl der Preis ein wichtiges Level durchbricht, könnte dies ein Hinweis auf einen Fakeout sein, da Ausbrüche ohne entsprechendes Volumen selten nachhaltig sind.

Fakeout an der Trendlinie und 200er SMA mit wenig Volumen und überkauften RSI
DAX 30-Minuten Chart – Fehlausbruch an Trendlinie und 200er SMA – RSI überkauft und Volumen niedrig beim Breakout – Vorsicht

Auch Candlestick-Muster wie Pin Bars, Doji oder Engulfing Candles können auf einen falschen Breakout hinweisen. Diese Formationen deuten oft auf eine mögliche Trendwende hin und signalisieren, dass der Markt nicht bereit ist, den Ausbruch weiter zu unterstützen. Besonders wenn sie in der Nähe von Schlüsselbereichen auftreten, sind diese Muster ein starkes Indiz für einen bevorstehenden Fakeout.

Der Relative Strength Index (RSI) ist ein weiteres hilfreiches Instrument, um Fakeouts zu erkennen. Da der RSI längere Zeit im überkauften oder überverkauften Bereich verbleiben kann, ist es besonders wichtig, auf Divergenzen zu achten. Wenn der Preis ein neues Hoch oder Tief bildet, der RSI jedoch nicht folgt, deutet dies oft auf eine bevorstehende Umkehr hin, da der Markt an Momentum verliert.

Es gibt keine 100%ige Methode zur Vermeidung von falschen Breakouts

Fakeouts lassen sich nicht komplett vermeiden. Sie werden immer wieder auftreten und sind ein natürlicher Teil des Marktes. Der Schlüssel liegt darin, seine eigene Strategie ausführlich zu testen und zu analysieren. Durch Backtesting kannst du herausfinden, wie häufig falsche Breakouts in deiner Strategie vorkommen. Anschließend kannst du untersuchen, ob du durch das Hinzufügen bestimmter Regeln – wie das Handeln von Breakouts nur bei hohem Volumen – einen Großteil der Fakeouts herausfiltern und so die Expectancy deiner Strategie verbessern kannst.

Strategien zum Handeln von Fakeouts: Stop-Loss-Hunting-Strategie

Eine der effektivsten Strategien, um von Fakeouts zu profitieren, ist die Stop-Loss-Hunting-Strategie. Dabei konzentriert man sich auf wichtige Support- und Resistance-Levels, insbesondere solche mit mehreren Hochs oder Tiefs, an denen sich viele Stop-Loss-Orders tummeln.

Stop-Loss-Hunting Beispiel auf der 15 Minuten Chart vom Dax
Stop-Loss-Hunting auf der 15 Minuten Chart vom DAX (Chart: TradingView)

Diese Strategie funktioniert besonders gut bei Daily Highs, Daily Lows oder den Hoch- und Tiefpunkten des Vortages sowie anderen Key-Levels. Der Ansatz besteht darin, zu beobachten, wie der Markt diese Hochs oder Tiefs „sweept“, d.h. kurz darüber oder darunter geht, um Stop-Losses auszulösen. In dem Moment, in dem der Sweep stattfindet, kann dies als Signal dienen, um in den Markt einzusteigen. Die Idee dahinter ist, dass sich der Preis nach dem Sweep häufig umkehrt, da größere Marktteilnehmer die freigesetzte Liquidität nutzen, um eigene Orders zu platzieren.

Vorsicht: Sweeps können sehr volatil sein, und das Timing des Einstiegs muss genau beobachtet werden. Ein gut getimter Einstieg nach einem Sweep kann jedoch sehr profitabel sein.

So funktioniert die Strategie:

Beispieltrade für die Stop-Loss-Hunting-Strategie
Beispieltrade für die Stop-Loss-Hunting-Strategie
  1. Einstieg nach dem Sweep: Warte nach dem Sweep auf Anzeichen einer Trendumkehr, wie z.B. Reversal-Candlesticks oder Volumenveränderungen, um in die entgegengesetzte Richtung zu handeln.
  2. Identifizierung von Key-Levels: Suche nach wichtigen Support- und Resistance-Levels, besonders solchen mit mehreren Hochs oder Tiefs. Diese Levels sind oft das Ziel von Stop-Loss-Hunting.
  3. Warten auf den Sweep: Sobald der Preis ein vorheriges Hoch oder Tief „sweept“, beobachte die Marktbewegung genau. Ein Sweep ohne hohes Volumen deutet oft auf einen falschen Breakout hin.

5 häufige Fehler beim Traden von Breakouts und Fakeouts

  1. Zu viele Trades pro Breakout: Ein häufiger Fehler ist es, einen vermeintlichen Breakout mehrmals zu traden. Limitiere deine Trades pro Breakout, um nicht ständig von Fehlausbrüchen getroffen zu werden und unnötige Verluste zu riskieren.
  2. Zu eng gesetzte Stop-Losses: Viele Trader setzen ihre Stop-Losses zu nah an Key-Levels wie Support oder Resistance. Dadurch werden sie oft durch einen Fakeout ausgelöst, bevor der Markt in die erwartete Richtung läuft. Ein etwas größerer Abstand zu diesen Niveaus kann helfen, unnötige Verluste zu vermeiden.
  3. Nicht auf den Kerzenschluss warten: Bevor man eine Position eröffnet, sollte man warten, bis die Kerze außerhalb des Levels schließt. Noch sicherer ist es, auf einen Retest des Levels zu warten, bevor man in einen Breakout einsteigt. Allerdings kann man dabei auch Breakouts verpassen, die direkt durchlaufen.
  4. Nachrichten ignorieren: Nachrichten können den Markt kurzfristig sehr volatil machen, was zu größeren Schwankungen im Markt führt. Trader, die Nachrichtenereignisse ignorieren, setzen sich unnötigen Risiken aus, da der Markt erst Zeit braucht, um sich wieder zu beruhigen.
  5. Mangelndes Risikomanagement: Um das Risiko hoher Verluste zu reduzieren – besonders bei volatilen Ausbrüchen – sollte immer mit einer Stop-Loss-Order gehandelt werden. Ohne Stop-Loss riskiert man hohe Verluste, insbesondere bei Fakeouts, die oft sehr volatil sind.

Fazit: Fakeouts akzeptieren und strategisch nutzen

Falsche Breakouts sind ein unvermeidlicher Teil des Tradings. Sie lassen sich nicht vollständig verhindern, und jeder Trader muss lernen, sie als natürlichen Bestandteil des Marktes zu akzeptieren. Je nach Strategie können diese jedoch nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance bieten. Wer sich auf eine Strategie wie das Stop-Loss-Hunting spezialisiert, kann Fakeouts aktiv nutzen und daraus Kapital schlagen.

Für Trader, die auf Breakouts setzen, ist es hilfreich, Fehlausbrüche mithilfe von Indikatoren und einer gründlichen Analyse zu filtern. So lässt sich die Anzahl der fehlgeschlagenden Brakouts reduzieren und das eigene Risiko minimieren.

Wenn du mehr Unterstützung im Umgang mit Fakeouts benötigst oder lernen möchtest, wie du diese noch besser erkennst und in deine Strategie integrierst, schau dir unsere Trading-Ausbildung an. Dort erhältst du tiefere Einblicke und praxisnahe Tipps, um deine Fähigkeiten zu verbessern und sicherer im Umgang mit Fakeouts zu werden.

FAQ zu Fakeouts (Fehlausbrüchen)

Was ist ein Fakeout im Trading?

Ein Fakeout tritt auf, wenn der Preis ein Support-, Resistance-Level oder ein anderes Key-Level scheinbar durchbricht, aber kurz darauf wieder umkehrt. Solche Fehlausbrüche führen oft zu Verlusten, wenn Trader zu früh auf den vermeintlichen Ausbruch reagieren.

Was ist Stop-Loss-Hunting und wie kann ich es vermeiden?

Stop-Loss-Hunting bezeichnet die Strategie, den Kurs kurzfristig über ein Resistance-Level oder unter eine Support-Zone zu treiben, um die Stop-Loss-Orders vieler Trader auszulösen. Dadurch wird zusätzliche Liquidität geschaffen, die von größeren Marktteilnehmern genutzt wird. Trader können davon profitieren, indem sie sich so positionieren wie die großen Marktteilnehmer, um von der Umkehr des Preises nach dem Sweep zu profitieren.

Sollte ich auf den Kerzenschluss warten, bevor ich eine Position eröffne?

Ja, es ist sinnvoll, auf den Schlusskurs der Kerze zu warten, bevor du eine Position eröffnest. Dies bestätigt, dass der Ausbruch tatsächlich stattgefunden hat. Noch sicherer ist es, auf einen Retest des Levels zu warten, bevor du in den Breakout einsteigst.

Welche Rolle spielt das Volumen bei der Erkennung von Fakeouts?

Das Volumen ist ein wichtiger Indikator bei der Erkennung von Fehlausbrüchen. Ein echter Breakout wird in der Regel von einem Anstieg des Volumens begleitet, was darauf hinweist, dass viele Marktteilnehmer den Ausbruch unterstützen. Bleibt das Volumen niedrig, deutet das oft auf einen Fakeout hin.

Kann ich Fakeouts vollständig vermeiden?

Nein, diese lassen sich nicht vollständig vermeiden. Sie sind ein natürlicher Bestandteil des Tradings und treten in allen Märkten auf, besonders in volatilen Phasen oder an Key-Levels wie Support und Resistance. Tatsächlich sind die meisten Breakouts Fehlausbrüche.

Bjarne Claussen