Hedging in 30 Sekunden erklärt
- Hedging im Trading bedeutet “Absicherung“. Es reduziert Verluste auf ein berechenbares Maß und schützt vor unvorhersehbaren Marktbewegungen.
- Hedging kann Verluste nicht verhindern, aber begrenzen oder durch Gewinne in anderen Bereichen ausgleichen.
- Hedging ist oft mit Kosten verbunden und kann potenzielle Gewinne begrenzen, bietet jedoch eine überlebenswichtige Risikominimierung.
- Eine der grundlegendsten Methoden zur Absicherung ist die Diversifikation des Portfolios, bei der das Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen verteilt wird.
- Hedging mit Finanzderivaten ist eine weitere Methode der Absicherung. Futures ermöglichen es, Preisschwankungen zu kompensieren, sind aber mit Basisrisiken und Rollkosten verbunden. Hedging-Strategien mit Optionen können Aktienportfolios wirksam gegen Kursverluste schützen.
- Zinsswaps und Total Return Swaps bieten Schutz vor Zins- und Währungsrisiken durch den Austausch von Zahlungsströmen.
- Um Hedging-Strategien wirksam zu nutzen, müssen Trader ihre Risikotoleranz kennen und die passenden Hedging-Instrumente entsprechend ihrer Anlageziele wählen.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Hedging-Maßnahmen sind entscheidend, um auf Marktveränderungen zu reagieren.
Inhalt
- Was ist „Hedging“?
- Arten des Hedgings
- Rohstoffhedging: Effektive Strategien zur Absicherung mittels Futures
- Wie nutzen Retail-Trader Futures, um ihre Risiken abzusichern?
- Hedging mit Optionen
- Swaps als Instrumente der Risikoabsicherung
- Überhedging, Unterhedging — wann ist Hedging unzureichend, wann überzogen?
- Fragen & Antworten
- Genutzte Quellen und Services
Risiko und Unsicherheit sind die allgegenwärtigen Begleiter des Traders an den Märkten. Wie kann er diesen Herausforderungen begegnen? Er muss sich gegen Verluste absichern, sollte dabei aber seine Profit-Chancen nicht einschränken. Er braucht also eine Strategie.
Eine solche Strategie ist „Hedging“. Sowohl Einsteiger als auch erfahrene Trader nutzen sie, um ihre Positionen gegen unvorhersehbare Marktbewegungen abzusichern. Hedging kann Verluste nicht komplett verhindern, aber es kann sie auf ein akzeptables Maß reduzieren, ohne dabei auf potenzielle Gewinne verzichten zu müssen.
In diesem Artikel beleuchte ich die Grundlagen des Hedgings und erläutere Strategien und Instrumente, die Sie zur Absicherung Ihres Portfolios einsetzen können.
Ich will aufzeigen, wie Sie durch Diversifikation (Streuung Ihres Kapitals über verschiedene Anlagen) Risiken minimieren können. Futures und Optionen bieten spezialisierte Mechanismen, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Swaps schließlich bieten den Austausch von Zahlungsströmen und schützen dadurch vor Zins- und Währungsrisiken.
Einleiten möchte ich mit einer Betrachtung des Begriffs „Hedging“ und seiner Bedeutung für die Finanzwelt und für Sie als Trader.
Was ist „Hedging“?
Schlägt man den Begriff in den einschlägigen Lexika oder auf entsprechenden Websites nach findet man zum Beispiel im Gabler Wirtschaftslexikon die Definition von Hedging als
„Verringerung eines Risikos durch Kombination negativ korrelierter Einzelpositionen. Die Risiken der einen Position werden durch die Chancen der anderen teilweise kompensiert (Diversifikation).“ (https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/hedging-33310/version-256837)
Der Begriff „Hedging“leitet sich aus dem Englischen „to hedge“ ab, was so viel bedeutet wie „absichern“ oder „sich schützen“. Hedging ist also die Absicherung gegen Preisschwankungen. Das Ziel ist es nicht, Gewinne zu maximieren, sondern Verluste zu begrenzen und das Risiko zu minimieren.
Wir merken uns zunächst als wesentlichste Aussage:
Hedging kann Verluste nicht verhindern. Es kann sie aber auf berechenbares Maß minimieren.
Im Idealfall gleicht ein erfolgreicher Hedge entstandene Verluste in einer Position durch Gewinne in einer anderen aus.
Man kann Hedging mit dem Abschluss einer Unfallversicherung vergleichen. Eine Unfallversicherung kann natürlich einen Unfall nicht verhindern. Aber sie kann die finanziellen Folgen abmildern.
Und, wie eine Versicherungspolice, kostet auch Hedging zunächst Geld. Bei einer Versicherung zahlt der Versicherungsnehmer Prämien, um im Schadensfall abgesichert zu sein. Ähnlich geht ein Trader für Hedging-Instrumente zuerst in Vorleistung, um sich gegen Verluste abzusichern.
Die Kosten für diese Instrumente können als “Versicherungsprämien” betrachtet werden. Sie müssen im Risiko- und Kapital-Management mit berücksichtigt werden.
Grundfragen des Hedgings
Hedging kann also Verluste nicht per se verhindern, sondern oft nur minimieren (schon das kann in manchen Situationen ein Gewinn sein). Außerdem ist es häufig mit Kosten verbunden, die dann anfallende Gewinne schmälern.
Und überdies gibt es keine Garantie dafür, dass Hedging überhaupt erfolgreich ist.
Bevor Sie als Trader oder Händler sich an den diversen Märkten also für ein Hedging-Instrument entscheiden, sollten Sie sich einige Fragen stellen:
- Was wollen Sie überhaupt absichern?
Bevor Sie eine Hedging-Strategie entwickeln, müssen Sie genau definieren, was Sie schützen möchten. Geht es um einzelne Aktien, bestimmte Sektoren oder Ihr gesamtes Portfolio? Vielleicht wollen Sie auch nur einen Teil Ihres Depots absichern, der Ihnen besonders riskant erscheint. Die klare Abgrenzung des abzusichernden Bereichs ist der erste Schritt zu einer effektiven Hedging-Strategie.
Nehmen Sie die Metapher mit der Versicherung: Brauchen Sie „Vollkasko“ oder ist „Teilkasko“ ausreichend?
- Womit wollen Sie das Depot oder Portfolio absichern
Die Wahl des richtigen Hedging-Instruments ist entscheidend für den Erfolg Ihrer Strategie. Charttechnik (Stopp Loss), Diversifikation oder Hedging mit Derivaten wie Optionen, Futures, Swaps – jedes Instrument hat seine Vor- und Nachteile. Berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie Liquidität, Kosten und die Komplexität des Instruments. Ihre Wahl muss zu Ihrer Erfahrung und Ihrer Risikoaffinität passen.
- Wie viel Abwärtsrisiko wollen Sie eliminieren?
Diese Frage zielt auf den Kern Ihrer Risikotoleranz. Möchten Sie Ihr Portfolio vollständig schützen, oder können Sie ein gewisses Maß an Volatilität verkraften? Bedenken Sie: Je mehr Risiko Sie ausschalten, desto höher sind in der Regel die Kosten für das Hedging. Finden Sie die richtige Balance zwischen Sicherheit und Renditeerwartung.
Denken Sie auch hier an den Vergleich mit der Versicherung: Können Sie eine gewisse Selbstbeteiligung akzeptieren, und wenn ja, in welcher Höhe?
- Wie viel Aufwärtspotenzial sind Sie bereit, aufzugeben?
Hedging ist immer ein Kompromiss: Sie reduzieren Ihr Risiko, schmälern aber oft auch Ihre Gewinnchancen. Überlegen Sie genau, wie viel Aufwärtspotenzial Sie opfern wollen, um sich gegen Verluste abzusichern. Diese Entscheidung hängt stark von Ihren persönlichen Anlagezielen und Ihrer Markteinschätzung ab.
- Wie lange wollen Sie Ihre Hedging-Position halten?
Der Zeithorizont Ihrer Absicherung ist ein oft unterschätzter Faktor. Planen Sie eine kurzfristige Absicherung für ein paar Wochen oder Monate, oder wollen Sie langfristig hedgen? Die Dauer beeinflusst nicht nur die Wahl des Instruments, sondern auch die Kosten und die Effektivität Ihrer Strategie. Stimmen Sie den Zeitrahmen auf Ihre Markterwartungen und Anlageziele ab.
Arten des Hedgings
Gehen wir auf verschiedene Arten der Absicherung und deren Vor- und Nachteile ein.
Beginnen will ich mit der „aller einfachsten Form“, die eigentlich für jeden Trader zum Grundprinzip seiner Handelsaktivitäten gehören sollte — der Diversifikation.
Anschließend betrachte ich das Rohstoffhedging und die Absicherung mit Futures und danach zwei weitere Finanzderivate: Optionen und Swaps.
Hedging mittels Diversifikation — Ihr Schutzschild gegen Marktturbulenzen
Diversifikation: nicht alle Eier in einen Korb legen
Unter Diversifikation versteht man die Verteilung des investierten Kapitals auf eine Vielzahl unterschiedlicher Wertpapiere, Branchen, Regionen oder Anlageklassen. Ziel ist es, das Risiko zu streuen und somit die Schwankungen im Portfolio auszugleichen. Ein gut diversifiziertes Portfolio beinhaltet daher verschiedene Arten von Vermögenswerten, die unterschiedlich auf Marktbedingungen reagieren.
Sie kennen den alten Spruch “Lege nicht alle Eier in einen Korb!” Fällt der Korb um, sind mit einem Schlag alle kaputt.
Übertragen auf die Finanzwelt heißt das: Sie verteilen Ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Branchen, geografische Regionen und Instrumente, um Ihr Gesamtrisiko zu reduzieren.
Ein gering diversifiziertes Portfolio – Die Risiken
Lassen Sie uns zunächst ein Beispiel für ein wenig diversifiziertes Portfolio betrachten:
- 50% Aktien von Tech-Unternehmen aus den USA
- 10% Anleihen von US-Technologieunternehmen
- 20% Aktien von US-Autobauern
- 10% Aktien Technologieunternehmen Asien
- 10% Cash
Auf den ersten Blick mag dieses Portfolio attraktiv erscheinen, besonders wenn der Tech-Sektor boomt. Aber welche Gefahren lauern hier?
- Branchenrisiko: Eigentlich ist Ihr komplettes Vermögen ist im Technologiesektor investiert (auch die Automobilindustrie kann hier mit eingereiht werden). Was passiert, wenn dieser Sektor aufgrund neuer Regulierungen oder technologischer Umbrüche unter Druck gerät?
- Geografisches Risiko: Fast Ihr gesamtes Portfolio ist auf die USA konzentriert. Politische Entscheidungen, wirtschaftliche Schwierigkeiten oder Währungsschwankungen in den USA könnten Ihr gesamtes Vermögen beeinflussen.
- Zinsrisiko: Die Anleihen in Ihrem Portfolio stammen ebenfalls aus dem Tech-Sektor. Steigende Zinsen könnten sowohl Ihre Aktien als auch Ihre Anleihen gleichzeitig negativ beeinflussen.
- Mangelnde Ausgleichsmöglichkeiten: In einem Abschwung des Tech-Sektors haben Sie keine Positionen, die gegenläufig reagieren und Verluste ausgleichen könnten.
Stellen Sie sich vor, es käme zu einem “Tech-Crash” ähnlich der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Ihr Portfolio wird in kürzester Zeit seinen kompletten Wert verlieren, ohne dass Sie Ausweichmöglichkeiten hätten.
Wie könnte es besser gemacht werden?
Welche Aspekte spielen eine Rolle bei der Diversifikation?
Gehen wir auf die unterschiedlichen Aspekte ein, die Sie bei Ihrer Auswahl der Finanzprodukte für das Portfolio berücksichtigen sollten. Ein Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten, zu diversifizieren:
- Anlageklassen-Diversifikation: Ihr Kapital ist auf verschiedene Anlageklassen verteilt: Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und sogar einen kleinen Anteil in Kryptowährungen. Jede dieser Anlageklassen reagiert unterschiedlich auf wirtschaftliche Entwicklungen und Marktbedingungen.
- Branchen-Diversifikation: Investieren Sie in verschiedene Branchen. Bleiben Sie z.B. nicht nur im Technologiesektor engagiert, sondern auch in anderen Bereichen wie Gesundheit, Finanzen, Energie oder Konsumgüter. Beispielsweise könnten negative Entwicklungen im Technologiesektor durch positive Entwicklungen im Gesundheitssektor ausgeglichen werden.Berücksichtigen Sie hierbei auch die Abhängigkeiten der Branchen voneinander!
- Geografische Diversifikation: Hier umfasst Ihr Portfolio Investitionen aus verschiedenen Ländern und Regionen. Neben entwickelten Märkten haben Sie auch einen Anteil in Schwellenländern. Dies schützt Sie vor länderspezifischen Risiken und ermöglicht es Ihnen, von Wachstumschancen in verschiedenen Teilen der Welt zu profitieren.
- Währungsdiversifikation: Durch Investitionen in verschiedene Länder sind Sie automatisch in verschiedenen Währungen investiert. Dies kann Sie vor Schwankungen einzelner Währungen schützen.
- Laufzeit-Diversifikation bei Anleihen: Nehmen Sie Anleihen haben unterschiedlicher Laufzeiten auf, was Sie gegen Zinsänderungsrisiken absichert.
- Bonitäts-Diversifikation: Hierbei investieren sowohl in sichere Staatsanleihen als auch in Unternehmensanleihen verschiedener Bonitätsstufen, was Ihnen eine Mischung aus Sicherheit und höheren Renditemöglichkeiten bietet.
- Größen-Diversifikation: In Ihrem Aktienportfolio mischen Sie große, etablierte Unternehmen (Large Caps) mit mittelgroßen (Mid Caps) und kleinen, aufstrebenden Firmen (Small Caps).
Natürlich kann nicht jedes Portfolio in seiner Zusammensetzung allen diesen Regeln folgen. Aber denken Sie umgekehrt: ein Portfolio, das massiv gegen eine dieser Regeln verstößt, ist einer deutlich höheren Verlustgefahr ausgesetzt.
Wir starten noch einmal: ein diversifiziertes Portfolio:
- 30% Globale Aktien (verschiedene Branchen und Länder)
- 20% Staatsanleihen (verschiedene Länder und Regionen)
- 15% Unternehmensanleihen (verschiedene Branchen und Bonitäten)
- 10% Rohstoffe (Gold, Öl, Industriemetalle)
- 10% Immobilien (REITs aus verschiedenen Ländern und Sektoren)
- 5% Schwellenländeraktien
- 5% Kryptowährungen
- 5% Cash
Betrachten wir 3 Krisenszenarios (die, wie ich denke, nicht völlig aus der Luft gegriffen sind) und schauen uns unser Portfolio unter diesen Bedingen an.
Szenario 1: Wirtschaftskrise in den USA In diesem Fall könnten die US-Aktien und -Anleihen unter Druck geraten. Jedoch würden unsere Investitionen in anderen Ländern, insbesondere in Schwellenländern, möglicherweise weniger stark betroffen sein oder sogar profitieren. Zudem könnte Gold als sicherer Hafen an Wert gewinnen.
Szenario 2: Geopolitische Krise In Zeiten geopolitischer Unsicherheit könnten sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen hoher Bonität profitieren, während risikoreichere Anlagen wie Aktien unter Druck geraten könnten.
Szenario 3: Zinswende Steigende Zinsen könnten unsere Anleihen belasten, insbesondere die mit längerer Laufzeit. Allerdings könnten Finanzaktien im Portfolio davon profitieren. Unsere Investitionen in Rohstoffe und Immobilien könnten zusätzliche Stabilität bieten.
Was können SIE jetzt persönlich tun?
- Analysieren Sie Ihr aktuelles Portfolio: Wo sind Sie möglicherweise übergewichtet? Welche Bereiche fehlen ganz?
- Setzen Sie sich Diversifikationsziele: Überlegen Sie, wie Sie Ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen verteilen möchten.
- Nutzen Sie ETFs und Fonds: Diese bieten eine einfache Möglichkeit, breit gestreut zu investieren, besonders wenn Sie nicht das Kapital für den Aufbau eines stark diversifizierten Einzeltitel-Portfolios haben.
- „Rebalancing“: Überprüfen Sie Ihr Portfolio regelmäßig und passen Sie die Gewichtungen an, um Ihre Diversifikationsziele beizubehalten.
- Bleiben Sie informiert: Beobachten Sie globale wirtschaftliche und politische Entwicklungen, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Ihr Portfolio entsprechend anzupassen.
- Denken Sie langfristig: Diversifikation ist eine langfristige Strategie. Lassen Sie sich von kurzfristigen Marktschwankungen nicht aus der Ruhe bringen.
Berücksichtigen Sie bei alle dem Ihre persönliche Situation: Ihre Risikobereitschaft, Ihr Anlagehorizont und Ihre finanziellen Ziele. Bedenken Sie:
Diversifikation ist kein Allheilmittel, aber sie ist ein allererster Schritt. Sie schützt Sie vor übermäßigen Verlusten durch einzelne (vorhersehbare und unvorhersehbare) Ereignisse. Und sie ermöglicht es Ihnen, von verschiedenen Marktchancen zu profitieren.
Denken Sie jedoch bei allem daran: Es geht nicht darum, Risiken komplett zu eliminieren. Das dürfte kaum möglich sein. Vielmehr geht es darum, sie intelligent zu managen.
Rohstoffhedging: Effektive Strategien zur Absicherung mittels Futures
Rohstoffhedging mit Futures an speziellen Märkten ist eine der ältesten Formen der Absicherung. Futures haben ihren Ursprung als Absicherungstool für kommerzielle Unternehmen, die Rohstoffe produzieren oder verarbeiten.
Diese sogenannten „Commercials“ nutzten (und nutzen) Futures, um sich gegen Preisunsicherheiten zu wappnen und ihre Gewinnmargen zu sichern. Erntezyklen bei Agrarrohstoffen, Produktionsausfälle und Lieferprobleme ließen das Angebot zusammenbrechen. Manchmal, in sehr guten Erntejahren, bestand dagegen ein Überangebot.
Nachfrageschwankungen taten ihr übriges zum Auf und Ab der Preise.
Diese Märkte dienen aber nicht nur zur Risikominimierung für Großunternehmen. Auch Spekulanten und private Anleger nutzen sie als Plattform ihres Handels.
Für Retail-Trader bieten Futures vielfältige Möglichkeiten, um eigene Portfolios vor unerwarteten Marktbewegungen zu schützen. Im Folgenden beleuchte ich die Ziele, Risiken und Probleme der typischen Hedger und zeige auf, wie auch Sie Futures zur Absicherung Ihrer Investments nutzen können.
Commercials — die „typischen“ Hedger an den Rohstoff- und Futuresmärkten
Typische Hedger an den Rohstoffmärkten sind nach wie vor kommerzielle Unternehmen, die „Commercials“. Sie sind in der Produktion oder Weiterverarbeitung von Rohstoffen tätig. Sie nutzen die Futuresmärkte nicht, um Profite zu generieren, sondern um ihre Geschäftsrisiken zu minimieren. Ihre Hauptziele sind der Schutz vor den Marktrisiken und die Sicherung von Margen.
Die Absicherung des Preisrisikos
Ein Beispiel: Ein Landwirt, der Weizen anbaut, möchte sich gegen fallende Weizenpreise absichern. Zur Erntezeit in guten Jahren übersteigt das Weizenangebot am Markt nicht selten die relativ konstante Nachfrage. Der daraus resultierende Preisverfall könnte seine Einnahmen empfindlich reduzieren und seine Kostendeckung gefährden.
Durch den Verkauf von Weizen-Futures kann er sich einen festen Preis für seine Ernte sichern, unabhängig davon, wie sich die Marktpreise entwickeln. Er ist dann aber auch an die Lieferung der vereinbarten Menge zum festgelegten Termin gebunden.
Ein weiteres Beispiel: Eine Fluggesellschaft kann relativ genau ihren künftigen Treibstoffbedarf kalkulieren. Rechnet sie damit, dass aufgrund der politisch-wirtschaftlichen Lage oder saisonalen Gegebenheiten der Treibstoffpreis in 6 Monaten deutlich angezogen hat, kauft sie Rohöl-Futures mit einer entsprechenden Laufzeit.
Ist der Preis des Flugbenzins nach dieser Zeit tatsächlich gestiegen, hat die Gesellschaft deutliche Mehrausgaben bei der Beschaffung. Der Preis des Futures folgt jedoch weitgehend dem zugrunde liegenden Rohstoff. Der Verkauf der dann im Preis gestiegenen Terminkontrakte kompensiert im Idealfall den größten Teil der Mehrausgaben.
Risken und Probleme der Commercials
Der Einsatz von Futures birgt jedoch einige Gefahren:
Als einer der größten Risikofaktoren zeigt sich das sogenannte Basisrisiko. Dies tritt auf, wenn der Preis des Futures-Kontrakts nicht perfekt mit dem physischen Preis des Rohstoffs übereinstimmt. Diese Abweichungen können die Effektivität des Hedges beeinträchtigen.
Ein weiteres Problem ist die Liquidität. Nicht alle Rohstoff-Futures sind gleich liquide, was bedeutet, dass es schwierig sein kann, große Positionen zu einem akzeptablen Preis zu handeln. Kommerzielle Hedger müssen daher sorgfältig die Märkte auswählen, in denen sie aktiv sind.
Zusätzlich haben sie mit Rollkosten zu kämpfen, die entstehen, wenn ein Futures-Kontrakt nahe am Verfallsdatum durch einen Folgekontrakt ersetzt wird. Diese Kosten können sich summieren und den Nutzen des Hedges schmälern.
Futuresmärkte dienen jedoch nicht nur den kommerziellen Marktteilnehmern zur Absicherung. Als börsengehandelte Wertpapiere sind sie ein wichtiges Spekulationsobjekt für große (Hedgefonds, Banken, Versicherungen) und kleine Spekulanten („Retail“-Trader).
Dabei erfüllen sie auch eine wichtige Hedgingfunktion.
Wie nutzen Retail-Trader Futures, um ihre Risiken abzusichern?
Retail-Trader, also private Anleger wie Sie, können Futures effektiv nutzen, um ihre Risiken abzusichern. Während kommerzielle Hedger oft große Positionen halten, können Retail-Trader mit kleineren Kontrakten agieren und so ihre Investitionen schützen.
Eine häufige Anwendung ist die
- Absicherung von Investitionen in Rohstoff-ETFs oder -Aktien
Wenn Sie beispielsweise in ein Rohöl-ETF investiert haben und einen Preisrückgang befürchten, könnten Sie einen entsprechenden Crude Oil Futures-Kontrakt verkaufen. Sollte der Ölpreis tatsächlich fallen, würde der Gewinn aus dem Futures-Kontrakt den Verlust im ETF zumindest teilweise ausgleichen.
Ein weiteres Beispiel betrifft die
- Absicherung eines Aktiendepots
Sie befürchten einen längeren „Downswing“ der Aktien in Ihrem Depot, möchten sich aber nicht von den Werten trennen? Oder Sie möchten am Kursverfall direkt verdienen? Der Leerverkauf einzelner Aktien kann mit erheblichen Kosten und auch rechtlichen Einschränkungen verbunden sein. Eine Short-Position in einem Future ist da einfacher und oft kostengünstiger.
Angenommen, Sie haben ein Depot mit US-Technologieaktien und befürchten einen allgemeinen Marktabschwung. Durch den Verkauf eines entsprechenden Aktienindex-Futures, wie beispielsweise des Nasdaq 100 Futures, können Sie sich gegen fallende Kurse absichern. Gewinne aus der Short-Position im Future gleichen im Idealfall Verluste im Aktienportfolio aus.
Ich will das an einem Zahlenbeispiel verdeutlichen:
Legen wir ein Portfolio von vier Aktien und einem ETF aus dem Technologiesektor zugrunde:
- Align Technology Inc. (ALGN)
- CH Robinson Worldwide Inc. (CHRW)
- Micron Technology Inc. (MU)
- Bio-Techne Corp. (TECH)
- Technology Select Sector SPDR Fund (XLK ETF)
Im Zeitraum Juli – Oktober 2023 zeigten die Aktien und der ETF eine deutliche Schwächeperiode. Align Technology verlor fast -50%, Bio-Techne -36% und auch der XLK ETF musste Verluste hinnehmen. Der Chart zeigt die prozentualen Verläufe der fünf Assets:
In der selben Zeit verzeichnete auch der Nasdaq 100 – Future, den wir zur Absicherung einsetzen, Kurseinbußen. Wir nutzen den Dezember-Kontrakt im Micro-E-mini Nasdaq100 – Future (MNQZ2023). Er verlor in der Zeitspanne fast -5%, konnte sich dabei aber von einem Tief bei -8,5% hocharbeiten.
Wie sieht die Situation jetzt mit konkreten Zahlen aus? Die folgende Tabelle zeigt es anhand eines „Dummy“-Portfolios:
Das Beispiel-Portfolio aus je 10 Aktien und einem ETF verliert in der Zeit -1.967$. Dem steht ein Gewinn aus der Short-Position im Nasdaq-Future gegenüber, so dass sich der Verlust auf -708$ reduziert.
Spezielle Faktoren beim Rohstoff-Hedging mit Futures
Beim Hedging mit Futures gibt es mehrere spezifische Faktoren, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen, um Erfolg zu haben.
Einer der wichtigsten Aspekte ist die Laufzeit des Futures-Kontrakts. Futures können monatlich auslaufen (z.B. Gasoline, Crude Oil), Quartalsweise (alle Indexfutures) oder auch unregelmäßig mit 5-8 Kontrakten jährlich (Weizen, Soybean). Die Liquidität der einzelnen Kontrakte ist dabei oft unterschiedlich.
Hedger müssen sicherstellen, dass die Laufzeiten ihrer Kontrakte möglichst mit ihren Absicherungszeiträumen übereinstimmen und auf die Liquidität (erkenntlich am „Open Interest“- Wert) achten.
Das Rollen von Kontrakten, also der Wechsel von einem auslaufenden in den nachfolgenden Kontrakt, kann zusätzliche Kosten verursachen. Diese möglichen Rollverluste können den Absicherungseffekt des Hedges verringern oder ins Gegenteil verkehren. Außerdem können illiquide Kontrakte beim Glattstellen deutliche „Slippagen“ nach sich ziehen.
Eine weitere Besonderheit des Futureshandels ist das Margin-Management. Futureshandel ist ein gehebelter Handel und erfordert das Hinterlegen einer Margin, die je nach Marktvolatilität stark schwanken kann. Es ist wichtig, ausreichend Kapital bereitzuhalten, um Margin Calls und die Schließung ihrer Position zu vermeiden.
Auch muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der Handel mit gehebelten Produkten spezielle Risiken birgt und im Extremfall den Totalverlust des eingesetzten Kapitals zur Folge haben kann!
Darüber hinaus müssen auch Sie das Basisrisiko im Auge behalten. Auch für Retail-Trader gilt, dass der Preis des Futures-Kontrakts nicht immer perfekt mit dem Preis des physischen Rohstoffs oder des zugrunde liegenden Investments übereinstimmt. Eine gründliche Marktanalyse und das Verständnis der Preisbildungsmechanismen sind daher unerlässlich.
Schließlich ist auch die Marktdynamik ein kritischer Faktor. Unvorhergesehene Ereignisse, politische Entscheidungen oder Naturkatastrophen können vor allem die Rohstoffpreise stark beeinflussen und die Effektivität eines Hedges beeinträchtigen. Hedger müssen daher ständig den Markt beobachten und bereit sein, ihre Strategien anzupassen.
Zusammengefasst bietet das Hedging mit Futures zwar viele Vorteile, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und ein gutes Risikomanagement. Durch das Bewusstsein für diese Schwierigkeiten und Gefahren können Hedger ihre Strategien optimieren und unerwartete Verluste minimieren.
Insgesamt bietet der Futures-Handel für Retail-Trader eine effektive Möglichkeit, ihre Portfolios gegen Marktbewegungen abzusichern. Es erfordert jedoch fundiertes Wissen und eine sorgfältige Planung, um die damit verbundenen Risiken zu managen. Wenn Sie sich intensiv mit den Mechanismen und Strategien des Futureshandels auseinandersetzen, können Sie Ihre Investitionen gezielt und effizient schützen.
Lesetipp: Mehr über Backwardation und Contango erfahren.
Hedging mit Optionen
Eine gängige Praxis der Absicherung im Aktienhandel ist das Hedging mit Optionen. Dabei macht sich der Trader den Umstand zunutze, dass eine Option dem Käufer das Recht einräumt, ein Aktienpaket zu einem festgelegten Preis (“Strike”) zu kaufen oder zu verkaufen.
Von diesem Recht wird der Optionskäufer immer dann Gebrauch machen, wenn sich aus dem Kauf bzw. Verkauf ein Gewinn ergibt. Man spricht dann von der “Ausübung” der Option.
Dies ist dann der Fall, wenn beim Verkauf der Strike-Preis über dem Preis der Aktie liegt, beim Kauf liegt er darunter. Die Option ist im Geld.
Der Verkäufer der Option (“Schreiber” oder “Stillhalter”) hat diese Wahlmöglichkeit nicht; er ist verpflichtet, den den Gegenpart der Transaktion einzunehmen. Dafür wird er mit einer Prämie entschädigt, die er in jedem Fall erhält, auch wenn der Käufer seine Option nicht ausübt, die Option also “verfällt“.
Der Handel mit Optionen stellt ein komplexes Thema dar und sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn Sie auch wirklich wissen, was Sie tun.
Für das Hedging mit Hilfe von Optionen existieren diverse Strategien, von denen ich die zwei gebräuchlichsten (und, nebenbei bemerkt, einfachsten) sowie eine Kombination der beiden hier vorstellen möchte.
Hedging mit Optionen I – der “Covered Call”
Eine Möglichkeit, ein Aktienportfolio abzusichern, bietet der “Covered Call”. Dabei handelt es sich um den Verkauf einer Call-Option auf eine Position von 100 Stück einer Aktie, die sich in ihrem Portfolio befindet (daher der Begriff “covered”, also gedeckt). Sie “schreiben einen Call gegen die gehaltene Aktienposition”.
Im Normalfall liegt der Kurs des Basiswertes (ihrer Aktien) bei der Eröffnung des Calls unter dem Basispreis des Calls. Der Call ist also “Aus dem Geld”.
Ein einfaches fiktives Zahlenbeispiel:
In unserem Portfolio liegen 100 Aktien mit einem Kurswert von 50$. Gegen diese Position schreiben wir einen Call mit einer Laufzeit von 30 Tagen zum Ausübungspreis (Strike) bei 60$. Der Kurs des Calls liegt bei 1$ (entsprechend 1$ pro Aktie). Unsere Prämie beträgt daher 100$.
Das Gewinn-Verlust-Profil als Schema:
Das Gewinnszenario
Die Strategie beruht auf folgender Idee: Die verkauften Optionen bringen aufgrund der Prämie zunächst einen zusätzlichen Gewinn ein, falls am Verfallstag der Optionen der Kurs der Aktie nicht über dem Ausübungspreis der Option liegt. Die Option verfällt dann wertlos, und als Verkäufer behalten wir die Prämie.
Der maximale Gewinn wird erzielt, wenn der Aktienkurs zum Verfallsdatum der Option am oder über dem Basispreis des Calls notiert.
Er besteht aus 3 Komponenten:
- der vereinnahmten Prämie
- der Kurssteigerung der Aktie bis zum Basispreis des Calls
- einer eventuellen Dividendenausschüttung
Unser Beispiel: Notiert die Aktie zum Verfallstermin bei 60.20$, kommt die Option zur Ausübung. Die 100 Aktien werden aus unserem Depot ausgebucht.
Jetzt erhalten wir für jede Aktie 60$, also 6.000$. Hinzu kommt die bereits vereinnahmte Prämie von 100$. Gehen wir davon aus, dass wir die Aktien zum Kurs von 50$ gekauft haben, beträgt unser maximal zu erzielender Profit 1.100$ (ohne Berücksichtigung der Handelskosten). Dazu können eventuelle Dividendenzahlungen in der Gesamtbilanz des Trades berücksichtigt werden.
Und die Verluste?
Wie stellt sich die Situation aber im Falle eines Kursrückgangs dar?
Verliert die Aktie zum Beispiel -.50ct, fällt also auf 49.5$, hätten wir aufgrund der eingenommenen Prämie immer noch -.50ct gewinn realisiert. Ab dem Break-Even-Point läuft unser Portfolio dann in die Verlustzone.
Diese Gewinnschwelle ergibt sich aus dem Kurs des Basiswerts abzüglich der bereits erhaltenen Prämie (je Aktie).
Gewinnschwelle = Einstiegskurs der Aktien – Prämie / 100
Im Rechenbeispiel also bei 49$. Das entspricht gerade einmal 2%. Verliert die Aktie beispielsweise 5$, stehen dem Gesamt-Portfolioverlust von 500$ unsere 100$ Prämiengewinn entgegen. Dies schmälert ihn zwar geringfügig, kann jedoch nicht wirklich als “Absicherung”aufgefasst werden.
In dieser einfachen “Milchmädchenrechnung” erkennen Sie bereits das große
► Manko dieser Absicherungsstrategie:
Der mögliche Gewinn aus der Position wird auf einen Maximalgewinn begrenzt, der durch den Ausübungspreis (Strike) zzgl. der vereinnahmten Prämie bestimmt ist. Andererseits ist die Absicherung im Fall eines Kursrückgangs auf die Höhe dieser Prämie begrenzt.
Wahl des Ausübungspreises
Wie sollte man jetzt den Ausübungspreis einer Option für den Covered Call wählen? Ich zeige das anhand der folgenden Tabelle.
Wir betrachten die Tesla-Aktie TSLA mit dem Basiswert 178,01$ und eine Call-Option mit einer Laufzeit von 62 Tagen (Abruf der Daten 14.06.2024, Quelle barchart.com):
Die Suche nach mehr Sicherheit führt dazu, dass wir mit dem Ausübungspreis zurückgehen müssen. Je näher wir den Basispreis des Calls an den Kurs der Aktie legen, desto mehr Prämie können wir durch die Transaktion vereinnahmen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Option zum Verfallsdatum dann ausgeübt wird, deutlich höher.
Aber der niedrige Strike reduziert das weitere Aufwärtspotenzial. Das Aufwärtspotenzial ist beim Call mit Basispreis 180$ gerade mal 9,26%. Bis zum Verkauf dieses Calls darf das Aktiendepot dann um rund 8 % fallen, ohne dass ein Verlust entsteht.
Ein Hinweis:
Notiert die Aktie 1ct über dem Ausübungspreis des Calls werden Ihre 100 Aktien zum Fälligkeitsdatum automatisch ausgebucht. Wenn Sie das verhindern möchten wählen Sie einen Basispreis des Calls, der für die Aktie schwer zu erreichen ist. Solche Kursniveaus können beispielsweise Widerstandslinien sein. Dabei realisieren Sie zwar die Prämie, verzichten dafür aber auf eine wirkliche Absicherung.
Auch die Möglichkeit, den Call glattzustellen oder zu rollen, wenn er vor dem Verfallsdatum „Im Geld“ steht, besteht.
Falls der Call ausgeübt wird können Sie jedoch problemlos mit Ihrer Strategie fortfahren. Sie können erneut 100 Aktien kaufen und einen neuen Call auf diesen Bestand schreiben.
Ein spezielles Risiko erwächst bei Optionen amerikanischer Art. Im Gegensatz zu Optionen deutscher Art können diese jederzeit bis zum Verfallsdatum ausgeübt werden.
Wenn die Aktie einige Tage vor dem Ex-Dividend-Tag nahe dem Basispreis des Calls notiert, besteht ein hohes Risiko, dass der Call vorzeitig ausgeübt wird. Dadurch werden Ihre Aktien ebenfalls automatisch verkauft. Optionskäufer nutzen hier oft ihr Recht, die Option auszuüben, um die Aktie zu erwerben und die Dividenden zu kassieren.
Achten Sie daher auf diesen Termin, überprüfen Sie, ob die Aktie in der Nähe des Basispreises des Calls notiert. Reagieren Sie entsprechend, indem Sie den Call rechtzeitig zurückkaufen oder rollen.
Fazit
- Covered Calls begrenzen das Gewinnpotenzial nach oben und sichern Verluste nur in begrenztem Umfang bis zur Gewinnschwelle ab.
- Sie sind also vor allem dann geeignet, wenn wir kurzfristig nur kleinere Kursgewinne oder keine allzu große Korrektur erwarten.
- Covered Calls sollten in die engere Wahl genommen werden, wenn wir uns in einem deutlich begrenzten Seitwärtsmarkt befinden.
- Covered Calls werden meist nur mit kurzen Laufzeiten gewählt.
- Eine Taktik, die sich anbietet wäre, sie mit einem selbst gesetzten Gewinnziel z.B. bei Erreichen von 50% des Maximalgewinns vorzeitig zurückkaufen.
- Dabei können Sie auch vom Zeitwertverfall einer Option profitieren (die Option wird umso günstiger, je stärker sie sich dem Verfallsdatum annähert).
Der große Vorteil des Covered Callis besteht in seiner einfachen Umsetzung. Außerdem können sich bei überdurchschnittlich volatilen Basiswerten attraktive Prämien ergeben.
Hedging mit Optionen II – der “Protective Put”
Fragen Sie einen Akteur an den Finanzmärkten, wie er sein Portfolio absichert, wird er Ihnen vermutlich antworten: “Ich kaufe Put-Optionen auf den zu sichernden Basiswert“. Diese Strategie, “Protective Put” genannt, ist tatsächlich eine der häufigsten Hedging-Strategien mit Optionen. Sie werden sie auch in einem Großteil der Literatur als Standard-Hedgingmethode wiederfinden.
Ich möchte sie hier als nächstes vorstellen und auf ihre Vor- und Nachteile eingehen.
Sie kaufen eine Put-Option für je 100 Aktien in Ihrem Portfolio. Der Basiswert, also der Kurs der Aktie, liegt über dem Basispreis, dem Ausübungspreis oder Strike des Puts. Der Put ist also wieder „Aus dem Geld“.
Mit dem Kauf dieser Option sichern Sie Ihr Aktiendepot gegen Kursverfall ab. Fällt der Aktienkurs unter den Strike-Preis, kommt der Put zur Ausübung. Ihre Aktien werden zum Ausübungspreis (Strike) verkauft.
Ihr Depot ist also gegen jeglichen Kursrutsch unter das Strike-Niveau abgesichert.
Beachten Sie hierbei aber wieder: bei den meisten Brokern wird die Option zum Verfallszeitpunkt automatisch ausgeübt, wenn der Kurs unter dem Strike liegt. Hier gilt analog, was im vorherigen Abschnitt unter „Ein Hinweis“ gesagt wurde.
Möchten Sie die Aktie behalten, obwohl sie gefallen ist, müssen Sie vorher aktiv werden. Um der Ausübung sicher zu entgehen muss der Put vor dem Verfall glattgestellt werden, wenn der die Aktie nah am Basispreis oder darunter notiert.
Das Prinzip des Protective Put
Das folgende Schema verdeutlicht das Prinzip des Protective Puts:
Die Aktie in unserem Depot von 100 Stück hat einen Wert von 58.-. Wir befürchten einen stärkeren Kursrückgang und entschließen uns zur Absicherung mittels eines Protective Put. Wir kaufen eine Put-Option mit Ausübungspreis 53.-. Der Kurs dieser Option liegt bei 1.50, die Option kostet uns also 150.- Prämie. Die Gewinnschwelle liegt bei diesem Rechenbeispiel bei 59.50.
Wir betrachten 3 Szenarien:
① Die Aktie steigt im Kurs auf 62.-: Wir gewinnen 400.- (4.- je Aktie), davon müssen wir die Kosten des Puts abrechnen, unser Profit beträgt 250.- .
② Die Aktie verliert 1.- und fällt auf 57.-: Unser Verlust beträgt jetzt — 250.- statt der eigentlichen — 100.-, da der Kaufpreis des Put eingerechnet werden muss.
③ Die Aktie stürzt auf 50.-: Jetzt greift die Absicherung des Puts. Wir veräußern unsere Aktien zum Ausübungspreis von 53.-, verlieren also insgesamt — 500.-. Hinzu kommt die gezählte Prämie von — 150.-. Der maximale Verlust aus dem Hedge beträgt — 650.-
Werfen wir noch kurz den Blick auf die Linke Seite des Schemas: Der Verkäufer (Schreiber) des Put gewinnt im Fall ① und ② immer die eingenommene Prämie von 150.-. Die Option verfällt wertlos. Fällt der Kurs der Aktie unter den Ausübungspreis von 53.- werden ihm automatisch 100 Aktien ins Depot eingebucht. Die 5.300.- Kaufpreis reduzieren sich dabei aber um die erhaltene Prämie, so dass er die Aktie nominell zum Kurs von 51.50 ersteht.
Gewinn und Verlust beim Protective Put
Die obige Grafik zeigt das Gewinn-/Verlustprofil eines Protective Put (angesetzt wurden die Werte aus der folgenden Tabelle 04).
Wir kaufen beim Kurs der Aktie von 160.- eine Put-Option mit dem Strike 150.-. Der Kurs des Put liegt bei 7.-, sein Kaufpreis beträgt somit 700.- (Kurs des Put x 100).
Fällt der Kurs der Aktie unter 150.- (also auf 149.99), kommt der Put zur Ausübung. Unser maximaler Verlust berechnet sich in diesem Fall als Differenz aus Ausübungspreis und Basiswert zum Zeitpunkt des Kaufs. Dazu gesellt sich der Kaufpreis des Puts, so dass der maximale Gesamtverlust in diesem Fall — 1.700,- betragen würde.
Maximaler Verlust = (Ausübungspreis — Basiswert bei Put-Kauf) — Kurs des Put
Im Fall eines Kursanstiegs nehmen Sie die Gewinne Ihrer Aktien mit. Hier ist der Gewinn nach oben – im Gegensatz zum vorher besprochenen „Covered Call“ – nicht begrenzt. Allerdings müssen Sie vom Buchgewinn der Aktien die beim Kauf des Puts gezahlte Prämie abziehen.
Die Gewinnschwelle liegt im obigen Beispiel bei 167.-, also der Summe aus Kurs der Aktie zum Zeitpunkt des Put-Kaufs und dem Kurs des Put.
Gewinnschwelle = Basiswert bei Put-Kauf + Kurs des Put
Kosten und Erträge beim Protective Put
Absicherung mit kalkulierbarem Maximalverlust bei gleichzeitiger Gewinnmitnahme ohne Obergrenze. Hört sich gut an, nicht wahr? Aber ist da vielleicht ein Haken an der Sache?
Der hauptsächliche Nachteil beim Kauf von Puts als Schutz sind die vergleichsweise hohen Kosten. Wie jede Versicherung fressen Protective Puts einen Teil des Gewinns. Und das muss man berücksichtigen.
Was kosten Puts konkret? ich habe in der folgenden Tabelle die Zahlen für Put-Optionen auf die Aktie AMD gelistet. Die Daten wurden bei Barchart.com am 10.06.2024 abgerufen. Ich habe eine Option mit einer Laufzeit von 69 Tagen gewählt (Verfall am 16.08.).
Sie sehen, dass die Option günstiger wird, je weiter sie aus dem Geld ist. Allerdings leidet dann die Absicherung und der maximale Verlust wächst.
In der folgenden Tabelle habe ich zwei Optionen mit diesen Werten durchgerechnet – eine Option mit dem Strike bei 145.- und eine zweite mit Strike 155.-:
Die grafische Darstellung dieser Werte zeigt das oben erläuterte Gewinn-/Verlustprofil:
Implizite Volatilität und Zeitwert des Put
Volatilität ist ein weiterer Aspekt, der die Kosten eines Puts beeinflusst. Wenn Sie Ihr Depot mit einem Put absichern möchten, sollten Sie dies tun, solangedie Märkte „ruhig sind“. Sind die Kurse erst einmal in einen Downswing eingetreten, steigt für gewöhnlich auch die Volatilität. Und dies lässt den Preis des Put nach oben gehen.
Achten Sie daher vor Einstieg in einen Hedge mit gekauften Puts auf die allgemeine Marktvolatilität. Beobachten Sie dazu den Volatilitäts-Index VIX. Er misst die erwarteten Schwankungen des S&P 500 über einen Zeitraum von 30 Tagen und dient als wichtiger Indikator. Ein VIX-Wert unter 20 wird als unterdurchschnittlich volatil betrachtet. Der Kauf von Put-Optionen ist hier sinnvoll.
Und der Protective Put unterliegt, wie jede Option, dem Zeitwertverfall. Mit jedem Tag, der vergeht, sinkt sein Wert, vorausgesetzt, die Volatilität bleibt konstant und der Aktienkurs ändert sich nicht. Für den Käufer des Puts stellt das einen Nachteil dar, sollte er den Put kurz vor Verfall glattstellen.
Die Tabelle listet die Kurse und das Theta (Zeitwertverfall) von Put-Optionen auf die AMD Aktie mit unterschiedlichen Laufzeiten:
Fazit
- Der Protective Put ist ein einfach zu realisierendes und effektives Hedging-Instrument.
- Er sichert ihr Portfolio ab und begrenzt den maximalen Verlust. Allerdings schmälern die Kosten der Optionen das Gewinnpotenzial und die Gesamtrendite Ihres Depots.
- Die Kosten des Put können Sie in den Griff bekommen, indem Sie Strikes anvisieren, die weit aus dem Geld sind. Allerdings tritt dann die Schutzfunktion erst relativ spät ein. Weiterhin sollten Sie auf die Volatilität achten, da die implizite Volatilität die Kosten des Puts in die Höhe treiben.
- Um einen Gewinn zu realisieren muss Ihr Depot ausreichend an Wert gewinnen, damit es die Kosten des erworbenen Puts zu kompensieren kann.
- Protective Puts eignen sich nicht in Seitwärtsmärkten oder Märkten mit geringem Aufwärtspotential. Hier verfallen sie oft wertlos, ohne dass Ihr Depot ausreichend Profit generieren konnte, um die Kosten zu decken.
Nachdem ich Ihnen zwei der gängigsten Hedging-Strategien unter Einsatz von Optionen aufgezeigt habe möchte ich noch eine dritte anführen. Im nächsten Abschnitt werde ich die beiden Strategien kombinieren und aufzeigen, wie Sie daraus eine kostenneutrale Absicherung des Depots generieren können.
Hedging mit Optionen III – der “Collar”
Der „Collar“ (engl. für „Kragen“) ist eine Kombination aus den beiden vorangegangenen Strategien. Er vereint den Vorteil des Protective Put , die Verlustbegrenzung, mit der Prämieneinnahme des Covered Call. Dadurch wird es im Idealfall möglich, eine kostenneutrale Absicherung Ihres Depots bzw. Portfolios aufzubauen.
Natürlich hat der Collar auch seine Nachteile. Davon mehr in diesem Abschnitt.
Hauptmerkmale und Aufbau eines Collars
Der klassische Aufbau eines Collars ist relativ einfach. Wie bei den vorangegangenen Strategien wird auch diese in Verbindung mit einer bestehenden Aktienposition angewendet. Dabei gilt zunächst die Faustregel „Ein Collar für je 100 Aktien“.
Der erste Schritt ist dann der Verkauf eines Covered Calls. Der Call ist dabei aus dem Geld, sein Basispreis liegt also über dem aktuellen Aktienkurs.
Danach erwirbt man einen Protective Put. Auch der Put ist aus dem Geld, das heißt, sein Basispreis liegt unter dem aktuellen Aktienkurs.
Beide Optionen haben die gleiche Restlaufzeit. Die Basispreise von Put und Call sollten so gewählt werden, dass die Prämie des Calls mindestens den Großteil der Kosten des Puts ausgleicht. Dadurch kann der Hedge weitgehend kostenneutral, im Idealfall sogar mit Prämiengewinn, gestaltet werden.
Der gekaufte Put begrenzt den Verlust, wenn die Aktie fällt. Der Call, der uns durch den Leerverkauf eine Prämie einbringt, finanziert den Kauf des Puts ganz oder teilweise. Deckt der Erlös aus dem Call die Kosten des Puts zu 100 Prozent ab, haben wir eine kostenlose Absicherung aufgebaut. Der Trader spricht hier von einem „Zero-Cost-Collar“.
Der Break-Even Punkt liegt in diesem Fall am Kurs des zugrundeliegenden Basiswerts. Jeder weitere Kursanstieg beschert uns sofort einen Gewinn.
Der Collar hat aber einen faden Beigeschmack: Der Covered Call begrenzt dabei unser Aufwärtspotenzial.
Prinzip und Gewinn-/ Verlustprofil eines Collars
Beim Aufbau eines Collar-Hedges müssen wir also versuchen, einen Call zu finden, dessen Prämie die Kosten des Put ausgleicht oder besser noch übersteigt.
Dabei gehen wir vom Absicherungspotential des Protective Put aus. Die Frage ist hier, wieviel potentiellen Verlust wir „aus eigener Tasche“ zu tragen bereit sind. Danach richtet sich der Ausübungspreis der zu wählenden Put-Option.
Ausgehend von den Kosten dieser Option suchen wir dann einen dazu passenden Call. Dessen Prämie soll die Kosten des Put kompensieren, sein Ausübungspreis soll außerdem ausreichend Aufwärtspotential gewähren.
Schauen wir uns das anhand konkreter Zahlen an. Ich habe in der Tabelle die Kurse einer Option auf die Aktie des META-Konzerns mit der Restlaufzeit von 52 Tagen gewählt. Der Abruf der Daten bei Barchart.com erfolgte am 24.06.2024.
Das Wertpapier notiert an diesem Tag bei 498,91. Wir entscheiden uns für einen Protective Put bei 485,00 und einem Kurs von 22,10. Der Put kostet uns also 2.210,-
Verkaufen wir einen Call mit Strike bei 520,00 bringt uns das eine Prämie von 2.270,- und somit noch 60,- zusätzlichen Prämiengewinn.
Wie sieht nun das Gewinn-/ Verlustprofil des Collars aus? Der aktuelle Aktienkurs liegt zwischen den Ausübungspreisen der beiden Optionen. Mit etwas Phantasie sieht man den Kragen, der die Aktie umschließt.
Schauen wir uns Gewinn und Verlust des Beispiels an:
Und grafisch dargestellt:
Ein- und Ausstieg aus dem Collar
Einen Collar können wir öffnen, wenn wir denken, dass die Märkte für eine gewisse Zeit extrem volatil und ungemütlich werden könnten. Auch wenn das Aufwärtspotenzial unserer Aktien begrenzt ist, weil zum Beispiel der Aktienkurs an einem Kurswiderstand „hängen“ bleibt, ist ein Collar eine kostengünstige Hedging-Lösung.
Die Eröffnung eines Collars empfiehlt sich in Abhängigkeit von bestimmten Marktsituationen. Haben wir z.B. vor der Eröffnung der Quartalsergebnisse Bedenken über das Kursverhalten der Aktien, kann ein kurzfristiger Collar eingesetzt werden. Das würde – anstelle eines Verkaufs der Aktien – einen potenziellen massiven Kursrutsch absichern. Ähnliche Situationen bieten sich auch zu anderen wiederkehrenden Terminen (z.B. zum „Hexensabbat“).
Ohne solche besonderen Situationen macht es in der Praxis aber wenig Sinn, einen Collar zu früh aufzubauen. Dieser Hedge empfiehlt sich dann, wenn der Basiswert bereits einen gewissen Buchgewinn vorweisen kann. Eine Aktie zu kaufen und sofort mit einem Collar abzusichern würde das mögliche Aufwärtspotential unnötig begrenzen. Ein Collar kann dagegen gut zur Absicherung des vorhandenen Buchgewinns verwendet werden.
Was aber soll passieren, wenn die Aktie weiter steigt und sich deutlich dem Strike des Calls annähert? Drei Möglichkeiten:
- Wir können den Call mit Gewinn zurückkaufen (Zeitwertverfall des Calls!). In diesem Fall halten wir nur den Protective Put, der jetzt aber billiger geworden ist. Danach ließe sich ein neuer Covered Call einrichten.
- Wir den schließen gesamten Collar vor dem Fälligkeitsdatum, um jegliches Ausübungsrisiko zu vermeiden. Wenn wir der Meinung sind, dass weiterhin Absicherungsbedarf besteht, können wir einen neuen Collar aufsetzen.Dies ist ein Vorteil gegenüber dem Protective Put. Eine fortlaufende Absicherung eines Portfolios mit sukzessiv gesetzten Protective Puts kann sehr teuer werden. Aufgrund ihrer geringen Kosten können Collars degegen mit gutem Gewissen sukzessive aufgebaut werden.
- Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, abzuwarten und die Ausübung zuzulassen. Dadurch realisieren wir in jedem Fall einen Gewinn, der allerdings geringer ausfällt, sollte sich die Aktie tatsächlich weit über den Strike des Calls hinaus entwickeln.
Fazit
- Ein Collar ist günstiger als ein blanker Protective Put, um den Aktienbestand abzusichern.
- Das Risiko ist durch den Protective Put auf ein kalkulierbares Maß begrenzt.
- Der maximale Gewinn ist durch den Covered Call begrenzt. Die Position profitiert dadurch nicht von einem kontinuierlichen Anstieg der Aktie.
- Dies kann allerdings durch ein intelligentes Management des Hedges umgangen werden. Aufgrund des kostenneutralen Aufbaus ist relativ günstig, Collars sukzessive aufzubauen.
Swaps als Instrumente der Risikoabsicherung
Swaps sind Termingeschäfte. Es handelt sich um Finanzderivate, bei denen zwei Parteien den Austausch (engl. “swap”) von Zahlungsströmen vereinbaren. Dabei tauschen sie beispielsweise feste gegen variable Zinszahlungen oder Zahlungen in unterschiedlichen Währungen.
Swaps sind ein wichtiges Instrument im modernen Finanzmanagement. Unternehmen, Banken und institutionelle Investoren nutzen sie, um Risiken gezielt zu managen.
Sie ermöglichen es, sich vor Zins- oder Währungsrisiken zu schützen, aber auch von solchen Schwankungen zu profitieren. Dadurch lassen sich Marktentwicklungen ausnutzen und Finanzierungskosten optimieren.
Bei Swaps handelt es sich um außerbörsliche Instrumente. Der Markt ist aufgrund eines sehr hohen Marktvolumens recht liquide. Oft sind Banken als Marktpartner involviert.
Häufige Formen sind der Zinsswap und der Währungsswap. Bei einem Zinsswap tauschen die Vertragspartner über eine vereinbarte Laufzeit regelmäßige Zinszahlungen aus. Währungsswaps dienen dem Austausch von Tilgungs- und Zinszahlungen in unterschiedlichen Währungen.
Prinzip eines Zinsswaps
Bei einem Zinsswap vereinbaren zwei Parteien für eine bestimmte Zeit den Austausch von Zinszahlungen. Dabei werden Zinszahlungen für einen festgelegten Kapitalbetrag vereinbart, die aber unterschiedlich berechnet werden. Üblicherweise wird ein variabler Zinssatz gegen einen festen Zinssatz getauscht. Eine Partei zahlt dem Swap-Partner einen festen Zinssatz und erhält im Gegensatz von diesem eine variable Zinszahlung.
Schauen wir das Schema anhand eines Beispiels an:
Unternehmen A erhält von seiner Bank ein variabel verzinstes Darlehen über 1 Million Euro. Die zu zahlenden Zinsen des Darlehens werden regelmäßig an die aktuellen Zinsen des Kapitalmarktes angepasst.
Gegen das Risiko steigender Zinsen will sich das Unternehmen absichern. Es geht einen Zinsswap über 1 Million Euro mit dem Unternehmen B ein. A verpflichtet sich dabei, während der Laufzeit einen festgelegten Zinssatz an B zu zahlen. Im Gegenzug erhält es eine variable Zinszahlung von B, um seine eigenen variablen Zinsen bei der Bank zu bedienen. (Unternehmen B nimmt dazu ein Darlehen zu einem Festzinssatz bei seiner eigenen Bank auf — im Schema nicht berücksichtigt)
Der variable Zinssatz wird dabei an den gleichen Referenzzinssatz wie das Bankdarlehen gekoppelt (z.B. dem Euribor). Damit kann A mit der erhaltenen variablen Zinszahlung von B exakt seine Darlehenszinsen gegenüber der Bank bedienen.
Unternehmen A hat sich jetzt gegen steigende Zinsen abgesichert. Allerdings verliert es die Möglichkeit, von fallenden Zinsen zu profitieren:
Bei einem Anstieg der Marktzinsen erhöht sich der Zinssatz des Darlehens und gleichzeitig der Zinsbetrag, den A aus dem Swap erhält. Aber das Unternehmen A ist unabhängig von der Marktzinsentwicklung verpflichtet, den festen Zinsbetrag an B zu zahlen.
Auch bei einem reinen Seitwärtstrend der Zinsen wäre die Situation für Unternehmen A im Regelfall ungünstiger, da für das Tauschgeschäft Kosten anfallen oder eingepreist sind.
Terminologie:
- A ist Zahler (Payer), der den festen Zins zahlt.
- B ist Empfänger (Receiver), der Vertragspartner, der den festen Zins erhält.
Aus Sicht des Payers wird das Tauschgeschäft selbst als Payer-Swap, aus Sicht des Empfängers als Receiver-Swap bezeichnet.
Ein Payer-Swap erfährt eine positive Marktwertentwicklung, wenn die Zinsen steigen, beim Receiver-Swap ist es umgekehrt.
Der “Total Return Swap” — Spezialform eines Zinsswaps
Ein Total Return Swap ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien, bei dem die Partei A alle Erträge und Wertsteigerungen eines Vermögenswertes an die andere Partei B weitergibt. Im Gegenzug zahlt Investor B an Investor A, wenn der Wert des Vermögensgegenstands sinkt, und leistet zusätzlich Zinszahlungen, da Investor A die wirtschaftlichen Vorteile des Vermögensgegenstands verliert.
Der zugrunde liegende Vermögenswert (Referenzwert) ist typischerweise ein Aktienindex, ein Anleihen-Depot oder einzelne Anleihen. Dieser Vermögenswert bleibt im Eigentum von Partei A.
Wie funktioniert ein Total Return Swap?
Das Prinzip als Schema:
- Investor A besitzt das Referenzvermögen, z.B. eine Anleihe.
- Investor B möchte in die Anleihe investieren, hat jedoch nicht genügend Kapital, um sie direkt zu erwerben.
- Ein Total Return Swap wird geschlossen, wobei Investor A alle Wertsteigerungen und Zinsen der Anleihe an Investor B zahlt.
- Im Gegenzug muss Investor B an Investor A zahlen, wenn der Wert der Anleihe sinkt
- Zusätzlich zahlt er einen Zins, da A die wirtschaftlichen Vorteile verliert.
Die Zahlungsströme werden periodisch, beispielsweise alle drei Monate, ausgeglichen, basierend auf den Wertveränderungen der Anleihe.
Gründe für den Einsatz von Total Return Swaps
Wie man jetzt meinen könnte ist der Investor A ziemlich schlecht gestellt. Er hat die Finanz-Anlage(n) (Aktien, Anleihen) gekauft und erhält neben einer Zinszahlung zwar alle aus der Anlage entstehenden Verluste von B ersetzt. Aber im Gegenzug muss er ALLE Gewinne abgeben (inklusive Prämienzahlungen und Dividenden).
Tatsächlich ist es so, dass er nur dann profitiert, wenn seine Vermögenswerte Verluste generieren. In allen anderen Fällen ist Investor B der große Nutznießer.
Warum könnte sich der Investor A trotzdem zu einem solchen Schritt entschließen?
Vorteile für den Verkäufer (Investor A):
- Er lagert alle Risiken der Investition aus, ohne das Eigentum daran zu verlieren.
- Die mit der Anlage verbundenen Rechte (z.B. Stimmrecht bei Aktien) bleiben dadurch erhalten.
Vorteile für den Käufer (B):
- Die Anlage ist liquiditätsschonend, da keine Anfangskapital erforderlich ist.
- Zahlungen erfolgen nur bei Wertverlust des Vermögensgegenstands.
- Es entsteht ein hoher Hebeleffekt, da mit geringem Kapitaleinsatz potenziell hohe Gewinne — aber auch Verluste erzielt werden können.
Total Return Swaps werden in der Praxis häufig von Hedgefonds genutzt. Ihr Einsatz ermöglicht es, bei Spekulationen mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen. Allerdings birgt er auch das Risiko hoher Verluste.
Versicherungen nutzen Total Return Swaps zur Absicherung gegen Risiken, indem sie die Risiken auf andere Parteien übertragen.
Überhedging, Unterhedging — wann ist Hedging unzureichend, wann überzogen?
Zum Abschluss noch ein paar Gedanken zu den Gefahren und Folgen falsch verstandenem Absicherns. Wie ich eingangs dargestellt habe ist die Frage, wieviel seines Portfolios ein Trader absichern soll, eine wesentliche Entscheidungsfrage.
Und tatsächlich: Ein Problem im Umfeld von Hedging kann es sein, das “rechte Maß” für seine Absicherungsaktivitäten zu finden. “Überhedging” (Overhedging) einerseits und auf der anderen Seite “Unterhedging” (Underhedging) sind Phänomene, die in der Praxis häufig auftreten.
Was verbirgt sich dahinter, was sind die Ursachen und wie können Sie diese Fehlentscheidungen reduzieren?
Diskussion von Über- und Unterhedging
Überhedging — zu viel des Guten
Überhedging (engl. „Overhedging“) tritt dann auf, wenn ein Trader, Finanzhändler oder Unternehmen mehr absichert als nötig. Dies kann zu unverhältnismäßig hohen Kosten für die Absicherung führen und andererseits das Potenzial für Gewinne stark einschränken.
Ein Beispiel:
Ein Trader besitzt ein Aktienportfolio im Wert von 100.000 Euro, kauft Put-Optionen für das gesamte Portfolio und verkauft zusätzlich Index-Futures im Wert von 50.000 Euro.
- Fällt der Markt, macht der Trader tatsächlich einen Gewinn, der über die reine Absicherung hinausgeht. Die Put-Optionen gewinnen an Wert und kompensieren den Verlust des Portfolios. Die Short-Position in den Futures bringt zusätzliche Gewinne beim Auflösen der Position.
- Steigt der Markt allerdings, verfallen die Put-Optionen wertlos. Das führt zu einem Verlust der Optionsprämie und die Short-Position in den Futures verursacht zusätzliche Verluste. Ergebnis: Der Gewinn des Portfolios wird durch die Verluste der Hedging-Instrumente deutlich geschmälert oder sogar überkompensiert.
Die negativen Aspekte des Überhedgings zeigen sich also hauptsächlich dann, wenn der Kurs steigt. Zu den direkten Kosten (Ausgaben für Optionsprämien, Verluste aus den Futures-Positionen) gesellen sich noch Opportunitätskosten (ein Großteil des Aufwärtspotenzials wird “verschenkt”).
Außerdem reduziert es die Liquidität: Kapital, das für das übermäßige Hedging verwendet wird, steht nicht für andere Investitionen zur Verfügung.
Überhedging kann in fallenden Märkten zwar zu überproportionalen Gewinnen führen, widerspricht aber oft dem eigentlichen Ziel des Hedgings – nämlich Risiken zu begrenzen.
Unterhedging — wenn der Schutz nicht reicht
Hier liegt eine zu geringe Absicherung vor, bei der das Portfolio nicht ausreichend geschützt wird. Die Verluste bei einem Marktrückgang werden nicht vollständig abgefangen.
Der trivialste Fall von Unterhedging tritt natürlich dann auf, wenn ein Trader „Geld spart“ und nur einen Teil seines Portfolios absichert. Wer mit einem Hedge aus Sparsamkeit nur einen Teil seines Depots absichert, betreibt kein Hedging sondern Glücksspiel.
Aber auch eine falsche Einschätzung hinsichtlich der Diversifikation eines Portfolios kann in unzureichender Absicherung resultieren. Achten Sie auf die Korrelationen der Produkte in Ihrem Depot und berücksichtigen Sie dabei, dass sich diese Korrelationen im Zeitverlauf ändern können.
Ebenso kann ein plötzlicher Anstieg der Volatilität ein an sich gut abgesichertes Portfolio gefährden. Ein Trader sichert sein Aktiendepot mit Short-Positionen in einem Indexfuture ab. Ein plötzlicher Volatilitätsanstieg reduziert den Wert der Futures, aber nicht genug, um die Verluste im Portfolio auszugleichen.
Das bedeutet, dass im Bezug auf Absicherung eines Portfolios eine permanente Kontrolle des Marktumfelds ratsam ist. Bei unerwarteten Ereignissen ist eine Anpassung des Hedges erforderlich, um den Schutz nicht gänzlich zu verlieren.
Ursachen fehlerhaften Hedgings
Über- aber auch Unterhedging lässt sich fasst immer auf drei Ursachen zurückführen:
- Falsche Markteinschätzung. Die Marktsituation und vor allem Volatilität am Markt wird entweder zu optimistisch betrachtet, was zu Unterhedging Anlass geben kann. Oder der Trader hat große Angst vor Marktunsicherheiten, die zu übertriebenen Schutzmaßnahmen führt.
- Unzureichendes Verständnis der Hedging-Instrumente und ihrer Korrelation mit den abzusichernden Finanzinstrumenten.
- Unzureichendes Risikomanagement, eine fehlende klare Strategie und Zielsetzung im Risikomanagement.
Hinzu kommen noch Budgetbeschränkungen, die den Umfang der Absicherungen begrenzen
Fazit:
Sowohl Über- als auch Unterhedging können sich negativ auf das Risiko- und Renditeprofil eines Portfolios auswirken. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zu finden, das Ihren spezifischen Bedürfnissen und Zielen entspricht.
Eine gründliche Analyse der Marktbedingungen, ein klares Verständnis der eigenen Risikotoleranz und eine wohlüberlegte Auswahl der Absicherungsinstrumente sind dabei unerlässlich. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Absicherungsstrategie tragen ebenfalls dazu bei, das richtige Maß zu finden.
Um das richtige Maß zu finden, sollten Sie:
- Ihre Risikotoleranz genau definieren
- Die Korrelation zwischen ihren Positionen und den Hedging-Instrumenten verstehen
- Regelmäßig die Effektivität ihrer Hedging-Strategie überprüfen
- Flexible Ansätze wählen, die an Marktveränderungen angepasst werden können
Schlußwort
In diesem Artikel habe ich Ihnen die Grundlagen des Hedgings zusammen mit einigen Strategiebeispielen aufgezeigt. Trotz des Umfangs konnte das nur ein „Kratzen an der Oberfläche“ sein. Letztlich handelt es sich hier um ein eklatant komplexes, aber auch wichtiges Thema.
Ich kann Ihnen daher nur anraten, sich tiefer damit zu befassen — letztlich ist es IHR Kapital, das auf dem Spiel steht. In der Auflistung meiner Quellen finden Sie Links und Tipps zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema.
Fragen zum Hedging
Was ist Hedging?
Hedging bezeichnet alle Strategien der Absicherung eines Portfolios oder Depots gegen Preisschwankungen und Kurseinbrüchen. Durch die Kombination negativ korrelierter Positionen oder dem Einsatz bestimmter Finanzprodukte werden Verluste minimiert oder kompensiert.
Kann Hedging Verluste verhindern
Nein, Hedging kann Verluste nicht komplett verhindern, sondern nur auf ein akzeptables, kalkulierbares Maß minimieren.
Warum ist Hedging wichtig für Trader?
Hedging schützt Trader vor unvorhersehbaren Marktbewegungen und hilft, Verluste auf ein berechenbares Maß zu reduzieren. Dadurch kann es auch positive Auswirkungen auf die Psyche des Traders haben, der mehr Sicherheit verspürt.
Welche Instrumente können für Hedging verwendet werden?
Häufig genutzte Instrumente sind neben einer grundlegenden Diversifikation des Portfolios Finanzderivate wie Futures, Optionen oder Swaps.
Was versteht man unter Diversifikation?
Diversifikation ist die Verteilung von Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Wirtschaftssektoren, Branchen und Regionen, um das Risiko zu streuen.
Wie funktioniert Hedging mit Futures für Aktientrader?
Futures ermöglichen es, sich gegen Kursverlusten im Depot abzusichern, indem man Indexfutures (z.B. Nasdaq100 oder S&P500) “shortet” (verkauft) und so am Kursrückgang des Futures profitiert.
Was ist ein Covered Call?
Ein Covered Call ist eine Strategie, bei der je eine Call-Option pro 100 Aktien, die im Depot gehalten werden, verkauft wird. Ziel der Strategie ist es, zusätzliche Prämien zu erzielen.
Wie funktioniert ein Protective Put?
Ein Protective Put ist der Kauf je einer Put-Option auf 100 Aktien im Depot, um sich gegen Kursverluste abzusichern.
Was ist ein Collar?
Ein Collar kombiniert einen Covered Call und einen Protective Put, um eine kostenneutrale Absicherung zu erreichen. Die Prämieneinnahme des Covered Call finanziert den Protective Put.
Welche Risiken sind mit Hedging verbunden?
Risiken beinhalten Kosten für Absicherungsinstrumente, das Basisrisiko und mögliche Ineffizienzen bei der Absicherung. Der Trader muss darauf achten, das richtige Maß zu finden, um ein „Overhedging“ oder andererseits „Underhedging“ zu vermeiden.
Welche Rolle spielt die Volatilität beim Hedging?
Hohe Volatilität kann die Kosten von Hedging-Instrumenten erhöhen, insbesondere bei Optionen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen “Hedging” und einem “Hedgefond”?
Ein Hedgefond hat mit dem Hedging, das in diesem Artikel besprochen wurde, nur den Namensbestandteil gemeinsam. Hedgefonds sind eine spezielle Form von Investmentfonds, der verschiedene komplexe Anlagestrategien nutzen. Trotz des Namens betreiben Hedgefonds nicht unbedingt “Hedging” im klassischen Sinne.
Genutzte Quellen und Services
- Investopedia: Beginner’s Guide to Hedging
- wikipedia: Zinsswaps
- Kursdaten Futures/ Optionen bei barchart.com: https://www.barchart.com/options
- Referenz-Zinssatz Euribor: https://www.euribor-rates.eu/de/
Information und Weiterlesen
Bücher:
- Eric Ludwig, Hedging mit Optionen: Crashsicher handeln; Independently published, Januar 2022
- Eric Ludwig, Optionen unschlagbar handeln; Independently published, September 2021
- Carley Garner, Higher Probability Commodity Trading; DeCarley Trading, LLC, Oktober 2020 (engl.)
- Jens Rabe, Optionsstrategien für die Praxis; Börsenmedien AG, März 2011
Artikel im Web:
- Was sind Futures und wie werden Sie gehandelt? https://www.kagels-trading.de/futures-trading-terminhandel/
- Was ist Contango im Trading…? https://www.kagels-trading.de/contango-trading/
- Backwardation im Trading entschlüsselt… https://www.kagels-trading.de/backwardation-trading/
- Was ist Open Interest …? https://www.kagels-trading.de/open-interest-trading/
- Optionshandel lernen – der ultimative Guide für Einsteiger https://www.kagels-trading.de/optionen-handeln/