Das Wimpel Chartmuster in 30 Sekunden erklärt
- Das Wimpel Chartmuster(Pennant) entsteht nach einer starken Kursbewegung, die als Flaggenstange bezeichnet wird. Es folgt eine kurze Konsolidierungsphase, in der sich der Kurs in einem symmetrischen Dreieck bewegt.
- Das Volumen nimmt während der Konsolidierung häufig ab, bevor es beim Ausbruch wieder stark ansteigt. Dieser Ausbruch signalisiert oft die Fortsetzung des ursprünglichen Trends.
- Trader nutzen das Wimpelmuster, um auf die nächste große Bewegung zu spekulieren, sobald der Preis aus dem Wimpel ausbricht und kombinieren es häufig mit weiteren Indikatoren wie dem RSI oder MACD zur Bestätigung.
Inhalt
Das Wimpelmuster ist eines der bekanntesten Fortsetzungsmuster in der technischen Analyse (Charttechnik). Es hilft Tradern, ein potenzielles Trading Setup zu erkennen und auf die Fortsetzung des Trends zu spekulieren. Im Folgenden erfährst du, wie dieses Chartmuster definiert ist, wie du es erkennst und wie man es im Trading-Alltag einsetzen kann.
Was ist das Wimpel Chartmuster?
Das Wimpel Chartmuster (auch als Pennant Pattern bekannt) ist ein Fortsetzungsmuster, das nach einer starken Kursbewegung auftritt, die als Fahnenstange bezeichnet wird. Diese Bewegung stellt den ersten Teil des Musters dar. Darauf folgt eine kurze Konsolidierungsphase, in der sich der Kurs in einer immer enger werdenden Range bewegt, die durch zwei zusammenlaufende Trendlinien gekennzeichnet ist. Diese Trendlinien bilden ein symmetrisches Dreieck.
Bullisches und bärisches Wimpelmuster:
In der obigen Grafik ist auf der linken Seite das bullische Wimpelmuster (bullish pennant) zu sehen. Dieses Muster tritt in einem Aufwärtstrend auf, und der Ausbruch erfolgt nach oben, was die Fortsetzung des Aufwärtstrends bedeutet. Rechts in der Grafik ist das bärische Wimpelmuster (bearish pennant) zu erkennen, das in einem Abwärtstrend entsteht. Hier erfolgt der Ausbruch nach unten, was eine Fortsetzung des Abwärtstrends signalisiert.
Wichtige Eigenschaften eines Wimpels:
- Volumenverhalten: Während der Konsolidierungsphase sollte das Volumen abnehmen. Ein plötzlicher Anstieg des Volumens beim Ausbruch aus dem Muster bestätigt die Bewegung.
- Kursziel: Das Kursziel eines Wimpels wird häufig anhand der Länge der Fahnenstange berechnet. Diese wird auf den Punkt des Ausbruchs projiziert, um das nächste Kursziel zu bestimmen.
- Korrektur: Trader sollten darauf achten, dass der Wimpel nicht mehr als 50 % der vorherigen Bewegung nachgibt, da dies sonst auf ein anderes Chartmuster hindeuten kann.
- Zusätzliche Bestätigung: Um Fehlsignale zu vermeiden, wird das Wimpelmuster oft mit Indikatoren wie dem RSI (Relative Strength Index) oder dem MACD kombiniert, um die Stärke des Ausbruchs zu bestätigen.
So erkennt man das Wimpel Chartmuster in den Charts
Bullisches Wimpelmuster (bullish pennant)
In dem obigen Chartbeispiel sehen wir das bullische Wimpel Chartmuster (bullish pennant) im 4-Stunden-Chart von Gold. Der Wimpel bildete sich über fast zwei Wochen, bevor es schließlich zum Ausbruch kam. Zunächst erkennen wir einen deutlichen Preisanstieg, begleitet von erhöhtem Volumen, was die Flaggenstange formt. Diese starke Aufwärtsbewegung zeigt den vorangegangenen Trend, der nun in eine kurze Konsolidierungsphase übergeht.
In dieser Phase verengt sich der Preisbereich, und das Volumen nimmt allmählich ab, während der Kurs in einer immer kleineren Spanne gehandelt wird. Obwohl das gezeigte Beispiel kein perfektes symmetrisches Dreieck bildet, ist dies in der Praxis völlig normal. Perfekte Chartmuster gibt es selten, und kleine Abweichungen sind häufig. Durch Testen und Erfahrung erkennst du, inwieweit diese Abweichungen akzeptabel sind.
Nach der Konsolidierung folgt der Ausbruch nach oben, begleitet von einem Anstieg des Volumens, was die Fortsetzung des Aufwärtstrends bestätigt. In diesem Fall testet der Kurs das Ausbruchslevel noch einmal, bevor er sich endgültig in Richtung des Trends fortbewegt. Um das Kursziel zu berechnen, misst man die Länge der Flaggenstange und projiziert diese vom Ausbruchsniveau aus. Dies liefert eine grobe Schätzung, wo der Kurs landen könnte.
Für zusätzliche Bestätigungen des Ausbruchs können Trader Indikatoren wie den RSI oder den MACD heranziehen. Diese helfen, Fehlsignale zu vermeiden und die Stärke des neuen Trends besser einzuschätzen.
Bärisches Wimpelmuster (bearish pennant)
In der obigen Chart sehen wir nun das bärische Wimpel-Chartmuster (bearish pennant) im 4-Stunden-Chart vom Euro Futures. Das Muster bildete sich über einige Tage und endete mit einem Ausbruch nach unten. Wie beim bullischen Muster sehen wir auch hier zuerst eine starke Kursbewegung, die die Flaggenstange bildet, in diesem Fall jedoch als Abwärtsbewegung. Diese wird von höherem Volumen begleitet, was auf das Abwärtsmomentum hindeutet.
Nach dieser starken Bewegung tritt der Markt in eine Konsolidierungsphase ein, wobei der Preis in einer enger werdenden Spanne gehandelt wird. Während dieser Phase nimmt das Volumen allmählich ab, ein typisches Zeichen dafür, dass der Markt eine kurze Pause einlegt. Hier gab es jedoch einen Ausreißer im Volumen, wahrscheinlich aufgrund eines News Events. Somit sehen wir auch hier, dass die Charttechnik in der Praxis selten perfekt ist.
Der Ausbruch erfolgt schließlich nach unten, begleitet von einem erneuten Anstieg des Volumens, was die Fortsetzung des Abwärtstrends bestätigt. Wie im bullischen Beispiel projiziert man die Länge der Flaggenstange vom Ausbruchspunkt, um das Kursziel zu berechnen. Dies liefert eine Schätzung, wohin der Kurs nach dem Ausbruch fallen könnte.
Tipp: Für die Beispiele habe ich einen der integrierten Indikatoren von TradingView benutzt, der speziell für Chartmuster wie das bullische und bärische Wimpel-Chartmuster entwickelt wurde. Diese Indikatoren helfen dir dabei, potenzielle Muster zu identifizieren und können einfach der Chart auf TradingView hinzugefügt werden. Du findest sie hier für das bullische Pennant Pattern und hier für das bärische Pennant Pattern.
Tradingbeispiele für das Wimpel Chartmuster
Im vorigen Abschnitt haben wir uns damit beschäftigt, wie man bullische und bärische Wimpelmuster in Charts erkennt. Nun wollen wir uns darauf konzentrieren, wie man diese Muster tatsächlich handeln kann. Dazu gibt es verschiedene Ansätze, die je nach Risikobereitschaft und Handelsstil unterschiedlich angewendet werden können.
Wie man das Bullische Wimpelmuster (bullish pennant) handelt
Anhand der 4-Stunden-Charts von Gold CFD auf TradingView zeigen wir drei verschiedene Varianten, wie Trader dieses Muster nutzen können.
Einstieg direkt beim Ausbruch
Diese Variante eröffnet eine Long-Position, sobald der Preis aus dem Muster ausbricht, ohne darauf zu warten, wo die Kerze schließt. Dies ist die riskanteste Methode, da es zu Fehlausbrüchen kommen kann, die das Risiko erhöhen, häufiger ausgestoppt zu werden.
Einstieg nach dem Schließen der Kerze
Bei dieser Methode wartet der Trader darauf, dass die Ausbruchskerze schließt, bevor eine Position eröffnet wird. Diese Strategie bietet mehr Sicherheit, da das Risiko eines Fehlausbruchs verringert wird. Der Nachteil ist jedoch, dass das Risiko-Rendite-Verhältnis (R) manchmal schlechter ausfällt, da der Preis nach dem Ausbruch oft stark steigt. Dies kann dazu führen, dass man zu einem höheren Kurs einsteigt und das Gewinnpotenzial im Verhältnis zum Stop-Loss reduziert wird.
Einstieg beim Retest
Diese Variante gilt als die sicherste, da sie darauf abzielt, einen Retest des Ausbruchsniveaus abzuwarten. Dabei kehrt der Kurs nach dem Ausbruch zurück, um entweder die obere Trendlinie oder ein höher liegendes Support-Level zu testen, bevor der Trend fortgesetzt wird. Häufig prallt der Kurs nicht direkt an der Trendlinie ab, sondern findet Unterstützung bei einem wichtigen Preisniveau. Daher sollte man flexibel bleiben und darauf achten, wo der Markt Support findet. Diese Methode bietet zusätzliche Sicherheit, kann aber auch dazu führen, dass man den Trade verpasst, wenn der Retest nicht stattfindet.
Risikomanagement und Gewinnziele
Stop-Loss
Jeder Trade sollte mit einem Stop-Loss abgesichert werden, um das Risiko zu minimieren. Im Falle des bullischen Wimpelmusters kann der Stop-Loss knapp unterhalb des letzten Tiefpunkts des Wimpels gesetzt werden.
Kursziel (Target)
Das Kursziel wird in der Regel anhand der Länge der Flaggenstange berechnet. Um dies zu bestimmen, misst man den Abstand zwischen dem Tiefpunkt der Bewegung und dem Hochpunkt, bevor die Konsolidierung beginnt. Diese gemessene Länge wird dann vom Ausbruchsniveau nach oben (bei einem bullischen Wimpel) oder nach unten (bei einem bärischen Wimpel) projiziert. Auf diese Weise erhält man eine Schätzung, wohin sich der Kurs nach dem Ausbruch bewegen könnte. Das projizierte Kursziel bietet also eine grobe Orientierung für mögliche Preisbewegungen nach dem Ausbruch.
Wie man das Bärische Wimpelmuster (Bearish Pennant) handelt
Nachdem wir die Strategien zum Trading eines bullischen Wimpelmusters besprochen haben, wenden wir uns nun dem bärischen Wimpelmuster zu. Beide Muster funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Sie signalisieren die Fortsetzung eines Trends nach einer Konsolidierung. Der Unterschied besteht darin, dass das bärische Wimpelmuster in einem Abwärtstrend auftritt und die Fortsetzung des Abwärtstrends signalisiert.
Das bärische Wimpelmuster wird genauso gehandelt wie das bullische Wimpel-Chartmuster, nur in umgekehrter Richtung, da es ein bärisches Fortsetzungsmuster ist.
Der Ablauf ist derselbe: Zunächst wird das Muster in der Chart erkannt und eingezeichnet. Für dieses Beispiel betrachten wir die 4-Stunden-Chart des Japanese Yen Futures. Nachdem das Muster identifiziert wurde, wählt man eine der obigen möglichen Einstiegsvarianten, um das Muster zu handeln.
In diesem Fall wurde die Short-Position beim Ausbruch aus dem Muster eröffnet, nachdem die Kerze geschlossen hatte. Diese Vorgehensweise bietet zusätzliche Sicherheit, da man nicht zu früh in den Markt einsteigt und das Risiko eines Fehlausbruchs minimiert.
Der Stop-Loss wird oberhalb des letzten Hochs platziert, um das Risiko zu begrenzen. Das Gewinnziel wird, wie beim bullischen Muster, anhand der Länge der Fahnenstange ermittelt. Man misst die Entfernung vom Hochpunkt bis zum Tiefpunkt der Bewegung vor der Konsolidierung und projiziert diese vom Ausbruchsniveau nach unten. So erhält man eine ungefähre Schätzung, wohin sich der Kurs nach dem Ausbruch entwickeln könnte.
Was sind die Unterschiede zwischen Flaggen und Wimpel Chartmuster?
Das Wimpel- und das Flaggenmuster sind in ihrer Funktion als Fortsetzungsmuster ähnlich, aber es gibt deutliche visuelle Unterschiede. Beide treten nach einer starken Preisbewegung auf, gefolgt von einer Konsolidierungsphase, bevor der ursprüngliche Trend fortgesetzt wird.
Das Wimpelmuster zeigt eine Konsolidierung in Form eines symmetrischen Dreiecks, da die beiden Trendlinien zusammenlaufen. Dies deutet auf eine kurzfristige Unentschlossenheit des Marktes hin, bevor sich der Trend fortsetzt. Der Ausbruch geht oft mit einem Anstieg des Volumens einher.
Das Flaggenmuster hingegen zeigt parallele Trendlinien, die einen rechteckigen Kanal bilden. Hier schwankt der Kurs in einer engen Spanne seitwärts oder leicht gegen den Trend. Im Gegensatz zum Wimpel neigt sich die Flagge oft leicht gegen die aktuelle Marktbewegung.
Kurz gesagt: Beim Wimpel laufen die Trendlinien zusammen, bei der Flagge bleiben sie parallel.
Mein persönliches Fazit und Tipps
Das Wimpel Chartmuster ist ein Klassiker in der technischen Analyse und wird häufig verwendet, um die Fortsetzung starker Kursbewegungen zu handeln.
Es gibt verschiedene Herangehensweisen an dieses Muster, und jeder Trader sollte für sich herausfinden, welche am besten zu seiner Strategie passt. Einige Händler entscheiden sich beispielsweise dafür, direkt in den Markt einzusteigen, sobald der Kurs aus dem Chartmuster ausbricht. Andere bevorzugen es, auf das Schließen der Ausbruchskerze zu warten, um eine klarere Bestätigung zu erhalten. Wieder andere warten auf einen Retest des Ausbruchsniveaus, um sicherzugehen, dass der Trend tatsächlich fortgesetzt wird. Diese Methode bietet mehr Sicherheit, birgt aber das Risiko, den Trade zu verpassen, wenn der Retest nicht stattfindet.
Um herauszufinden, welcher Ansatz am besten funktioniert, ist Backtesting unerlässlich. Trader sollten sich historische Daten ihres bevorzugten Marktes ansehen und analysieren, wie sich das Wimpelmuster in der Vergangenheit verhalten hat. Dabei können verschiedene Faktoren getestet werden: Wie verändert sich die Gewinnrate, wenn Indikatoren wie der RSI oder der MACD hinzugefügt werden? Oder wie beeinflusst das Setzen des Stop-Loss-Levels die Gewinnerwartung (Expectancy) der Strategie?
Nachdem ausreichend Daten gesammelt und das Muster analysiert wurde, ist es sinnvoll, die Strategie zunächst auf einem Demokonto zu testen. So kann sichergestellt werden, dass die Strategie unter realen Marktbedingungen funktioniert, bevor echtes Kapital riskiert wird.
Für diejenigen, die tiefer in die technische Analyse einsteigen möchten, ist das Buch „Technical Analysis of Financial Markets“ von John Murphy ein unverzichtbarer Klassiker. Es bietet einen detaillierten Einblick in verschiedene Chartmuster, darunter auch das Wimpelmuster.
Darüber hinaus findest du in diesem Blog weitere interessante Artikel zu Chartmustern wie dem Kopf-Schulter-Muster sowie Double Tops und Bottoms.
FAQ zu Wimpelpattern
Was sind Wimpelmuster?
Wimpelmuster sind kurzfristige Fortsetzungsmuster, die nach einer starken Kursbewegung auftreten. Sie bestehen aus einer Flaggenstange (der starken Kursbewegung) und einer kurzen Konsolidierungsphase, in der sich der Kurs innerhalb konvergierender Trendlinien bewegt. Der Ausbruch erfolgt in der Regel in Richtung der vorherigen Bewegung.
Was sind häufige Fehler bei der Analyse von Chartmustern?
Häufige Fehler bestehen darin, dass der Marktkontext außer Acht gelassen wird und Muster falsch interpretiert werden. Um Fehlsignale zu vermeiden, gilt es, den Markttrend und externe Faktoren zu berücksichtigen. Ein weiterer Fehler ist es, vor einem bestätigten Ausbruch zu traden – warte immer auf das Ende der Ausbruchskerze.
Wie lange dauert ein Wimpelmuster?
Das Wimpelmuster dauert in der Regel einige Tage bis maximal drei Wochen. Dauert die Konsolidierung länger, kann es sich um ein anderes Muster handeln, wie z.B. ein Dreieck.
Was ist der Unterschied zwischen einem Wimpel und einer Flagge?
Der Hauptunterschied liegt in der Form der Konsolidierungsphase. Bei einem Wimpel verengt sich der Kurs zu einem Dreieck (symmetrische Trendlinien), während eine Flagge ein Rechteck bildet, in dem der Kurs parallel schwankt. Beides sind Fortsetzungsmuster, aber sie sehen visuell unterschiedlich aus.
Wie berechnet man das Kursziel bei einem Wimpel?
Das Kursziel eines Wimpels wird häufig anhand der Länge der Flaggenstange bestimmt. Diese wird auf den Punkt des Ausbruchs projiziert, um eine grobe Schätzung zu erhalten, wohin sich der Preis bewegen könnte.
Kann ein Wimpel sowohl in einem Auf- als auch in einem Abwärtstrend auftreten?
Ja, Wimpel können sowohl in bullischen als auch in bärischen Märkten auftreten. Ein bullisches Wimpelmuster zeigt eine Fortsetzung eines Aufwärtstrends an, während ein bärisches Wimpelmuster auf die Fortsetzung eines Abwärtstrends hindeutet.